DESIGN DISKURS
Das Bureau of European Design Associations (BEDA) vertritt in der EU rund 50 Designorganisationen. Prof. Regina Hanke, BEDA Secretary, über die Strategie und den Prozess, Design als wirtschaftlichen, sozialen und transformativen Treiber und als strategischen Partner für politische und gesellschaftliche Herausforderungen zu positionieren, im Interview mit Prof. Dr. Felix Kosok.
Felix Kosok: Liebe Regina, du bist seit 2024 Secretary des Bureau of European Design Associations, kurz BEDA. Erklär mir doch noch mal kurz: was ist eigentlich die BEDA?
Regina Hanke: Die BEDA (Bureau of European Design Associations) ist eine europäische Mitgliedsorganisation, die aus etwa 50 Designorganisationen aus mehr als 23 Ländern des geografischen Europas besteht. Sie versteht sich als die zentrale Stimme des Designs in Europa und vertritt die Interessen der Designbranche insbesondere in der politischen Landschaft, gegenüber der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament.
Angesichts der massiven Veränderungen in der Welt setzen wir uns dafür ein, dass Design als essenzieller Bestandteil in Bereichen wie Innovation und Nachhaltigkeit anerkannt wird. Wir arbeiten daran, die Position von Designer*innen in politischen Entscheidungsprozessen zu stärken und so in Wirtschaft und Gesellschaft zu verankern. Angesichts der aktuellen Herausforderungen arbeitet BEDA daher daran, Design als integralen Bestandteil in verschiedenen europäischen Themenfeldern zu positionieren. Dabei erfolgt unsere Arbeit auf zwei Zeitschienen: Zum einen geht es um langfristige Lobbyarbeit – das sogenannte ‚Advocacy for Design‘ – im Kontext der Europäischen Kommission. Hier liegt der Fokus darauf, sicherzustellen, dass Designer*innen auch in 10, 15 oder 20 Jahren unter den sich rapide verändernden Rahmenbedingungen erfolgreich tätig sein können.

Ein Beispiel hierfür ist die Beteiligung im Rahmen des „Pact for Skills“, eines groß angelegten europäischen Programms, das darauf abzielt, Bürger*innen in einer sich wandelnden Welt mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten, um die Wertschöpfung in in Europa zu fördern und so das Wachstum zu unterstützen.
Im Rahmen dieser Initiative hat BEDA erfolgreich dazu beigetragen, dass die Kreativwirtschaft, einschließlich des Designs, eine bedeutende Rolle bei der Verteilung von Fördermitteln spielt. Dies wurde durch die Zusammenarbeit mit dem spezifischen General Direktorat der Europäischen Kommission ermöglicht. Damit stärkt die BEDA nicht nur die Designbranche, sondern trägt auch dazu bei, Europa als wirtschaftlich und kulturell vielfältigen Kontinent zukunftssicher zu gestalten. Jede*r Einzelne kann dazu beitragen die Position des Designs hier zu stärken, indem er oder sie das Manifest für die Kreativ- und Kulturwirtschaft für den „Pact for Skills“ unterzeichnet.
Felix Kosok: Das stelle ich mir kompliziert und langwierig vor, oder?
Regina Hanke: Die Arbeit der BEDA bleibt häufig unsichtbar, da ihre Aktivitäten oft auf einer abstrakten, strategischen Ebene beginnen. Der „Pact for Skills“ ist ein Beispiel, der auf europäischer Ebene initiiert wurde und erst in den konkreten Programmen durch Verwaltungsebenen und Ausschreibungen im Rahmen von „Creative Europe“ oder „ERASMUS“ sichtbar wird. Mit diesem Instrument werden dann zum Beispiel Angebote wie „SACCORD“ oder auch universitärer Austausch gefördert.

Felix Kosok: BEDA macht ehrenamtliche Lobbyarbeit für das Design, weil wir uns als Designbranche noch keine hauptberuflichen Lobbyist*innen leisten können. Um dies greifbarer zu machen, könnten wir auf ein konkretes Projekt eingehen: das Positionspapier, das ihr 2024 veröffentlicht habt. Für wen ist dieses Positionspapier gedacht?
Regina Hanke: 2024 ist ein entscheidendes Jahr, geprägt von politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen. Die Direktor*innen der Generalministerien der Europäischen Kommission wurden neu ernannt. Sie leiten die Generaldirektionen – vergleichbar mit nationalen Ministerien – und sind maßgeblich an der politischen Gestaltung der kommenden fünf Jahre beteiligt.
Die Jahre 2020 bis 2024 waren geprägt von tiefgreifenden Krisen: der Covid-19-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, dem Konflikt in Gaza, dem Einbruch der Wirtschaftsleistung in Deutschland als stärkster Wirtschaftskraft Europas und einem spürbaren Rechtsruck in vielen Mitgliedsstaaten der EU. Durch die EU-Wahlen bietet diese turbulente Phase nun eine gute Chance für strategische Neuausrichtungen und das Positionieren neuer Akteur*innen und Ideen.
Vor diesem Hintergrund hat sich die BEDA dazu entschlossen, ein Positionspapier zu verfassen und zu verbreiten. Wir erreichen politische und verwaltungsrelevante Akteur*innen und Entscheidungsträger*innen nur, wenn die Bedeutung und die Potenziale des Designs relevant für diese und für die Gesellschaft sind. Extrem rechte Abgeordnete, die etwa 25 Prozent der Gesamtzahl ausmachen, wurden bewusst von der Kommunikation ausgeschlossen. Den verbleibenden Parlamentarier*innen wurde das Positionspapier zugesandt. Dieser Schritt, auch wenn er klein wirken mag, ist ein wichtiger Auftakt, um Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit für die Kraft des Designs zu schaffen.
„Das langfristige Ziel dieser Initiative ist es, Design als wirtschaftlichen Treiber, und als strategischen Partner für politische und gesellschaftliche Herausforderungen zu positionieren.“
Obwohl die Kreativwirtschaft ein bedeutender Teil der Wertschöpfung in der EU ist, ist Design oftmals weniger gut organisiert als andere Kreativ-Sektoren wie Denkmalpflege, Musik oder bildende Kunst, die stärker von staatlicher Finanzierung profitieren – da Design einerseits ein Kulturgut und andererseits ein Wirtschaftsgut ist. Diese Dualität bedingt strukturelle Unterschiede und erschweren die ‚Advocacy for Design‘.
Nur zur Verdeutlichung: Auf jede*n Abgeordnete im Europäischen Parlament kommen aus der Agrarwirtschaft ungefähr drei Lobbyist*innen – ohne Vertreter*innen anderer mächtiger Branchen wie Chemie, Petrochemie oder Pharma zu berücksichtigen. Dies unterstreicht wie wichtig es ist, Design gezielt und strategisch in den politischen Diskurs durch die BEDA einzubringen.

Felix Kosok: Und was ist der Outcome?
Regina Hanke: Der Lobbydruck auf die einzelnen MEPs ist sehr hoch. Deswegen sind wir erfreut, dass wir persönliches Feedback von fünf Parlamentarier*innen erhalten haben, die darauf eingegangen sind. Das Erreichen eines Prozents der Zielgruppe mag wenig erscheinen – aber in Anbetracht des komplexen Umfelds, in dem sich die BEDA bewegt, ist es von großer Bedeutung. Es geht darum, innerhalb eines dicht besetzten Feldes, das von gut organisierten und finanziell stark ausgestatteten Interessensgruppen dominiert wird, sichtbar zu werden.
Felix Kosok: Und warum sollte ich als solo-selbständige*r Designer*in dieses Papier lesen?
Regina Hanke: Bis zu 80 Prozent der Regulierungen und Gesetzgebungen, die in den EU-Mitgliedstaaten gelten, gehen direkt auf Regulierungen durch die EU zurück. Diese Vorgaben, wie beispielsweise das Lieferkettengesetz, Regulierungen wie der „AI Act“ oder Smart Materials, werden auf europäischer Ebene definiert und setzen die Rahmenbedingungen für Entwicklungen wie den digitalen Zwilling oder die Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Dabei geht es nicht nur um technische Spezifikationen, sondern auch um die Auswirkungen auf Wettbewerbsvorteile und -nachteile, insbesondere für Start-ups. Jeder einzelne Bürger und jede Bürgerin – auch Designende – haben die Möglichkeit, Einfluss auf die EU-Gesetzgebung zu nehmen. Indem sie sich informieren, beteiligen und ihre Stimme einbringen, zum Beispiel im Rahmen von „Have your say“.
„Nur durch aktive Wahrnehmung dieser Mitgestaltungsmöglichkeiten können Veränderungen auf europäischer Ebene angestoßen werden.“
Felix Kosok: Und dieses Positionspapier: Ist das jetzt eigentlich eine Design Policy? Und was ist eine Design Policy überhaupt?
Regina Hanke: Das Dokument, das wir veröffentlicht haben, wurde ganz bewusst als Positionspapier bezeichnet und nicht als Design Policy. Dieser Begriff wurde gewählt, weil das Papier mehrere Ebenen vereint und über die Definition einer Design Policy hinausgeht. Es kombiniert drei zentrale Aspekte: (1) Die Gestaltung von Politik durch Design. Das Papier zeigt auf, wie Designmethoden dazu beitragen können, politische Prozesse zu gestalten und Transformationen anzustoßen. Hier steht die Frage im Fokus, welche Ansätze Designer*innen anbieten können, um politische Prozesse und Gesetzgebungsverfahren menschenzentrierter, effizienter und effektiver zu gestalten. (2) Forderungen aus dem Design an die Politik. Es enthält konkrete Forderungen und Vorschläge aus der Designbranche an die Politik, etwa zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Designschaffende oder zur stärkeren Berücksichtigung von Design in politischen Entscheidungsprozessen. (3) Schließlich enthält das Papier Elemente einer klassischen Policy, indem es darauf abzielt, Europa durch Design voranzubringen – sei es wirtschaftlich, sozial oder transformativ.
Das Positionspapier geht so über die Perspektive einer Design Policy hinaus, indem es die transformative Rolle des Designs und die Erwartungen der Designbranche an die Politik in einem Positionspapier bündelt.

Felix Kosok: Lass es mich nochmal zusammenfassen. Eine Design Policy wäre ein Papier, um damit Politik für die Designbranche zu machen aber gleichzeitig auch darzulegen, wie wichtig Design für die Transformation unserer Gesellschaften ist. Policy Design wäre hingegen die Strategie, Design als wichtige Methode in der Politik zu verankern, also das Design von Politik kreativer und partizipativer zu gestalten. Diese beiden Richtungen auszudifferenzieren, halte ich für sehr wichtig. Wie ist eure Haltung als BEDA denn hierzu? Was bringt es, Designmethoden auf die Politik anzuwenden?
Regina Hanke: Bevor ich direkt auf die Frage eingehe, möchte ich noch einen Schritt zurückgehen und das Thema etwas breiter betrachten. Es geht nicht nur darum, Design als transformative Kraft zu verstehen, sondern auch darum, welche Wirtschaftsleistung Design tatsächlich erbringen kann. Design hat das Potenzial, Innovationen voranzutreiben, neue Märkte zu erschließen und wirtschaftliche Vorteile zu schaffen – sowohl auf lokaler, europäischer und auf globaler Ebene.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie Design dazu beitragen kann, soziale Probleme zu bewältigen. Sei es durch die Entwicklung inklusiver Lösungen, wie die Förderung von Chancengleichheit oder die Unterstützung von Bildungs- und Gesundheitsthemen – Design bietet Werkzeuge und Ansätze, die helfen, drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu gestalten.
Und letztlich geht es auch um den gesamtgesellschaftlichen Kontext: Welche Transformationskräfte können durch Design gesteuert werden? Kann Design Brücken bilden zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um Veränderungen zu ermöglichen, diese gezielt zu lenken?
„Es geht darum, Design als integralen Bestandteil dieser politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozesse zu etablieren, um die Transformationen die jede*n Einzelne*n von uns betreffen, aktiv mitzugestalten.“
Jetzt zu deiner Frage: Design trägt bereits auf vielfältige Weise dazu bei, politische Prozesse zu gestalten. Tatsächlich sind einige Designmethoden beziehungsweise Methoden, die sich dem Design stark annähern, in der Politik angekommen. Ein gutes Beispiel ist das sogenannte „Sandboxing“ aus dem juristischen Bereich. Hierbei werden neue Gesetzesentwürfe zunächst in kleinem Rahmen, im besten Fall unter Realbedingungen, getestet – ähnlich einem klassischen Prototyping-Verfahren im Design. Anschließend werden diese iterativ überarbeitet, bevor sie endgültig in die politische Praxis einfließen. Dies zeigt, dass wir als Designende nicht die Hoheit über Kreativität oder ‚kreative‘ Methoden haben – gerade die Schnittmengen mit den Sozialwissenschaften und den Politikwissenschaften sind hier groß.
Im Gegensatz zu diesen, besitzen Designende eine Superpower: Wir können nicht nur Fragen stellen, Recherchen machen oder Workshops durchführen oder verschiedene Personengruppen zur Zusammenarbeit bewegen. Wir sind befähigt die Zukunft darzustellen, zu visualisieren oder greifbar (im wahrsten Sinne des Wortes) zu machen in einer Art und Weise, die Menschen befähigt, zu entwickeln und zu verstehen. Diese speziellen Kompetenzen in Kombination mit Design- und Kreativmethoden, bereichern den Prozess der politischen Gestaltung.
Ein wesentlicher Beitrag ist das Human-Centered Design, die Fähigkeit, den Menschen in den Mittelpunkt sämtlicher Überlegungen zu stellen – und damit auch in das Zentrum von Sustainability. Es ist eine ureigenste Notwendigkeit, unseren Lebensraum in seiner gesamten Vielfalt zu schützen. Designmethoden ermöglichen es, politische Entscheidungen stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen auszurichten, was sie inklusiver und bürgernäher macht. Darüber hinaus fördert Design Ambiguitätstoleranz und den Umgang mit Unsicherheiten. Politische Prozesse sind oft komplex und widersprüchlich, und Designer*innen bringen die Fähigkeit mit, solche Unsicherheiten nicht nur auszuhalten, sondern produktiv zu nutzen. Statt alles bis ins letzte Detail zu definieren, helfen iterative Ansätze, mit einem ersten Entwurf zu starten, ihn zu testen und schrittweise zu verbessern.
Eine weitere Stärke des Designs ist das laterale Denken – die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven gleichzeitig einzunehmen und dadurch kreative, unerwartete Lösungsansätze zu finden. In der Politik kann dies dazu beitragen, innovative Wege zu entwickeln, die über konventionelle Ansätze hinausgehen. Schließlich bietet Design die Möglichkeit, Ästhetik und Funktionalität miteinander zu verbinden. Es geht hier nicht um „schöne Oberflächen“, sondern um kohärente, gut durchdachte Lösungen, die auch emotionale und ästhetische Bedürfnisse berücksichtigen. Wie Dieter Rams einmal sagte: „Gutes Design ist sowohl funktional als auch menschlich, emotional ansprechend.“

Felix Kosok: Könnest du ein konkretes Beispiel nennen, bei dem Designmethoden bewusst eingesetzt wurden, um politische Prozesse zu gestalten? Vielleicht das „New European Bauhaus“ – soweit ich weiß, ist das eine Initiative, die zum ersten Mal Designmethoden gezielt in den politischen Kontext eingebracht hat.
Regina Hanke: Das „New European Bauhaus“ ist ein äußerst spannendes Beispiel dafür, wie Designmethoden erfolgreich in die Politikgestaltung integriert werden können. Es handelt sich um einen iterativen Prozess, der sich bewusst von den traditionellen Vorgehensweisen der Europäischen Kommission abhebt. Im Gegensatz zu üblichen Kommissions-Vorhaben, bei denen häufig von Beginn an klare Zielsetzungen oder Lösungsansätze definiert werden, begann dieser Prozess offen und explorativ.
Das Programm orientierte sich an dem „Double Diamond“-Design-Prozess und brach den Prozess in divergente und konvergente Meilensteine auf, die es ermöglichten, schrittweise und flexibel vorzugehen. Statt sofort auf Lösungen hinzuarbeiten, wurde zunächst untersucht, welche Kapazitäten und Möglichkeiten vorhanden sind und wer unbedingt beteiligt sein sollte. Diese offene Herangehensweise war für die Europäische Kommission ein Novum und stellte einen mutigen Schritt dar.
Das Besondere daran ist, dass dieser Ansatz offenbar äußerst erfolgreich war. Betrachtet man den Mitteleinsatz im Verhältnis zum Outcome, zählt das „New European Bauhaus“ nach jetzigem Wissensstand zu einem der erfolgreichsten EU-Programmen. Es hat mittlerweile sogar Eingang in das „Horizon Europe“-Programm gefunden und ist ein Vorzeigeprojekt für die Integration von Designmethoden in große politische Initiativen.
Für uns bei der BEDA ist dies ein Fallbeispiel, das zeigt, dass die von Designer*innen entwickelten Methoden nicht nur in der Kreativwirtschaft funktionieren, sondern auch in groß angelegten politischen Programmen. Das stärkt die Rolle des Designs und unterstreicht unseren positiven Impact.

Felix Kosok: Wie seid ihr auf die drei Fokuspunkte des Positionspapiers gekommen – den europäischen Wohlstand durch Design zu fördern, Design zur Stärkung der Demokratie einzusetzen und die Perspektive des Designs auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz zu lenken?
Regina Hanke: Die Entwicklung der drei Fokuspunkte im Positionspapier war das Ergebnis eines kollaborativen Prozesses innerhalb der BEDA. Wir haben eine Arbeitsgruppe, die sich seit Jahren mit Design Policy auseinandersetzt und regelmäßig bestehende Ansätze überprüft und an aktuelle Bedürfnisse anpasst. Über die letzten vier Jahre haben sich dabei die zentralen Überpunkte – europäischer Wohlstand, Demokratie und neue Technologien – klar herauskristallisiert.
Die Arbeit bestand in der Folge vor allem darin, diese Punkte in präzise Aussagen zu fassen und ihre Bedeutung klar zu definieren. Dieser Prozess war auch kontrovers. Es begann mit der Policy-Gruppe unter der Leitung von Piotr Swiatek (Preliminary Design Review, UK) und mir, die das Papier zunächst entworfen haben. Anschließend wurde es im Executive Team diskutiert, wobei Fragen wie die Länge, der Fokus und die Formulierungen intensiv besprochen wurden.
Nach der Diskussion im Executive Team ging das Papier ins Board, das aus 11 Mitgliedern aus verschiedenen Nationen besteht. Hier kamen weitere Perspektiven und Beiträge hinzu. Themen wie „Engage Citizens in Policy Making“, „Counteract Misinformation“ oder „Invest in Design Research“ wurden eingebracht. Der Austausch war oft nicht einfach, da unterschiedliche nationale Perspektiven – etwa zwischen westeuropäischen Ländern und baltischen Staaten, die vom Ukraine-Krieg direkt betroffen sind – zu teils kontroversen Standpunkten führten.
„Letztlich war es ein komplexer, aber wertvoller Prozess, der die Vielschichtigkeit der europäischen Designlandschaft widerspiegelt. Es zeigt, wie wichtig es ist, diverse Perspektiven einzubeziehen. Genau dieser Ansatz macht das Positionspapier zu einem starken und ausgewogenen Dokument, das die Interessen und Visionen der Designbranche in Europa widerspiegelt.“
Felix Kosok: Was wünschst du dir für die Zukunft des Positionspapiers? Welche nächsten Schritte sollten deiner Meinung nach folgen? Und was wäre dein idealer Outcome für dieses Papier?
Regina Hanke: Mein großer Wunsch für das Positionspapier wäre, dass die neuen Kommissare und die bestehenden Generaldirektor*innen, die für unsere Arbeit relevant sind und die wir derzeit identifizieren, dieses Papier als eine klare Aufforderung verstehen, mit uns in einen direkten Dialog zu treten. Realistisch müssen wir feststellen, dass es ein unglaublicher Erfolg wäre, wenn diese uns zu einem persönlichen Gespräch einladen würden, um über die Themen zu sprechen, die im Positionspapier angesprochen werden. Es wäre mein Wunsch, dass wir mit dem Positionspapier die Aufmerksamkeit und die Bereitschaft schaffen, Designmethoden und -perspektiven stärker in den politischen Diskurs einzubringen.