DDCAST Archiv
Folge 51 – 100
Zu den Folgen 1 — 50 Zu den Folgen 101 — 150 Zu den Folgen ab Nr. 151
100 — Diana Tayo Osobu // Colour & Character
99 — Christian Müller // Turbo für die Energie Transformation
98 — Prof. Bitten Stetter // Palliativ-Design
97 — Prof. Dr. Joachim Curtius // UP UP IN THE AIR
96 — Erik Spiekermann // TYPOERIK 75
95 — Nicole Deitelhoff und Matthias Wagner K // Design for Democracy. Gestalten wir wie wir leben.
94 — Felix Kosok // Das queere Mannsbild
93 — Hella Jongerius // Texture makes things human
92 — Etta Madete // Nachhaltige und bezahlbare Wohnungen in Kenia
91 — Gesche Joost // Die Design Forscherin
90 — Lisa Borgenheimer // Communicating Complexity
89 — Michael Volkmer // Da anfangen wo wir stehen
88 — Werner Sobek // Erderwärmung ist keine Krise sondern ein neuer Zustand
87 — Harald Welzer // Extraausgabe // Demokratie gestalten
86 — Mariana Amatullo // Die Chef-Diplomatin des Social Design
85 — Philipp Langenbach // Grünes Banking – wie geht das?
84 — Judith Block // Über Megatrends, Menschenliebe und Mut
83 — Anatoli Skatchkov // Man muss immer aus Liebe handeln
82 — Claudia Díaz Sánchez, Laura Schlotthauer, Katja Lis //
Diverse Kommunikation braucht diverse Menschen
81 — Ondřej Chybík // Driven by ego, curiosity and naivety
80 — Marie Josephine Eckloff // Licht ins Dunkel bringen
79 — Kai Vöckler und Peter Eckart // Mobilität neu denken und gestalten
78 — Christine Fehrenbach // Mode als Transformationstreiber
77 — Britta Wagemann und Samson Kirschning // Design-Interventionen im Reallabor Stadt
76 — Imran Ayata // Erst mal alles in Frage stellen
75 — Ricky Saward // Vegane Sterne
74 — Marti Guixé // Der Ex Designer
73 — TheJoCraft // Der digitale Baumeister
72 — Elvira Breit / Patrick H. Nagel / Klaus K. Loenhart // Lernen, Sehen, Atmen
WAS IST GUT – Die Gewinner
71 — Katja Filippenko und Philip Weyer // Der vegane Party Kracher
70 — Klement Tockner // Einmal verloren ist immer verloren
69 — Agnesa Kolica // Social Design for Innovation
68 — Frank Wagner // What’s the value of design
67 — Constanze Hosp und Nadine Podewski // Wie Designerinnen gutes Leben gestalten
66 — Boris Kochan // Wir können sehr viel bewegen
65 — Paola Antonelli // Über das Lernen von Designausstellungen
64 — Shantel // Diversität hörbar machen
63 — Lena Jüngst // Raus aus der Kreativblase
62 — Karin Schmidt-Friderichs // Die Bücher-Macherin
61 — Friedrich von Borries // So geht WAS IST GUT
60 — Constantin Kaloff // Über Werbung und Enteitelung
59 — Anne Farken // Eyes on the Future – Feet on the Ground
58 — Nils Holger Moormann // WAS IST GUT – und was nicht
57 — Markus Weisbeck // Forschung mit Design, nicht über Design
56 — Tatjana Gorbachewskaja // Über eine arktische Großstadt
55 — DAS IST GUT PART I
54 — Thomas Immich // Planet Centered Design versus Impact Driven Design
53 — Jifei Ou // CHN > HFG > MIT > CEO
52 — Friederike Köhler-Geib // Design – Brücke für eine innovative Wirtschaft
51 — Olivia Dahlem und Florentina Fuchs // Female Empowerment durch Mode


100 — Diana Tayo Osobu
Colour & Character
Diana Tayo Osobu ist Color & Trim Designerin, das heißt, sie beschäftigt sich mit dem, was man am Fahrzeug Exterior und Interior sensorisch wahrnehmen kann. Nach ihrem Abitur am Elisabethen Gymnasium in Frankfurt am Main studierte sie Wirtschaftswissenschaften an der Gutenberg Universität, Mainz und arbeitete als Werkstudentin, später als stellvertretende Abteilungsleiterin, bei DuPont de Nemours Electronics in Bad Homburg. Mittels eines Praktikums als Junior Art Directorin bei J.W. Thompson Werbeagentur in Frankfurt sattelte sie in das kreative Fach über. Sie studierte Industriedesign und arbeitete gleichzeitig als freie Mitarbeiterin bei der Mazda Motor Corporation in Oberursel im CMF Design und schloss ihr Studium an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach ab.
Nach Ihrem Studium startete sie in der VW-Welt, im Design Center Europe der Volkswagen Group in Sitges bei Barcelona, in der es im Design Center Potsdam der Volkswagen Group weiterging, bis sie als Color & Trim-Designerin für die Luxusmarke des VW-Konzerns Bugatti tätig war. 2007 wechselte sie als CMF Design Managerin in das Hyundai Motor Europe Technical Center, Rüsselsheim, wo sie seit 2014 bis heute als CMF Senior Manager Europe des Hyundai Motor Europe Technical Center tätig ist.
Sie hat stets in internationalen Teams an der Schnittstelle zwischen Design, Marketing, Engineering und Produktion gearbeitet. Ein feines Gespür für Trends und Vorlieben der Nutzer*innen zeichnet sie aus. Die Kombination aus ihrem betriebswirtschaftlichen und dem Design-Ausbildungshintergrund, sowie die Tätigkeit in globalen Unternehmen, verschafft ihr ein besonderes Profil.


99 — Christian Müller
Turbo für die Energie Transformation
Dr. Christian Müller möchte etwas bewirken und im großen Maßstab nachhaltige Energieinnovationen ermöglichen, um Energiekosten zu senken, die Systemleistung zu erhöhen und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Er ist CEO von EIT InnoEnergy in der DACH-Region und Mitglied des Executive Board der europäischen Holding KIC InnoEnergy SE.
Er studierte Chemieingenieurwesen an der Universität Karlsruhe und der University of California, Berkeley und erwarb 1996 einen Doktortitel in technischer Thermodynamik. Bevor er zu Europas führendem Cleantech-Investor EIT InnoEnergy kam, war er fast 25 Jahre in der Technologieentwicklung globaler Konzerne tätig. Mit der Übernahme der Corporate Technology Sparte von Hoechst kam er im Jahre 2000 zu Siemens, wo er in führenden Managementpositionen im Bereich der Kommerzialisierung neuer Technologien und Dienstleistungen sowie im Marktpositionierung und Geschäftsentwicklung aktiv war.
Das Unternehmen EIT InnoEnergy hat seit seinem Start 560 Millionen Euro in mehr als 480 nachhaltige Energieinnovationen investiert, die bis 2026 einen Umsatz von 16 Milliarden Euro erwirtschaften sollen. 90 % der Start-ups arbeiten bereits mit globalen Marken wie ABB, BMW, EDF, Engie, Tata Steel und Vattenfall zusammen. Die EIT InnoEnergy Master School hat Studierende aus fast 100 Ländern angezogen. Inzwischen hat die Master School 1200 Absolvent*innen und 1500 eingeschriebene Student*innen.


98 — Prof. Bitten Stetter
Palliativ-Design
Bitten Stetter ist diplomierte Modedesignerin. Seit 1999 arbeitet sie als selbständige Designerin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Analyse von gesellschaftlichem Wandel. Ihre Arbeiten leben von der kritischen Auseinandersetzung mit Alltagskulturen und Lebensstilen. Als selbständige Designerin und Trendexpertin kooperiert sie mit verschiedenen Museen und Unternehmen. Für das Museum für Kommunikation Berlin kuratierte sie die Ausstellung fashion talks, eine Wanderausstellung, die im Museum für Kommunikation Frankfurt, Nixdorf Museum Paderborn und im Gewerbemuseum Winterthur stationierte. Sie publizierte in verschiedenen Zukunftsmagazinen, Zeitschriften und Büchern rund um Themen wie Mode, Körper, Lebensstil und Wandel.
Seit 2005 ist sie in der akademischen Lehre in Deutschland und der Schweiz tätig. Sie ist Professorin für Trends & Identity, doziert seit 2006 im gleichnamigen Bachelor und leitet seit 2008 das Masterprogramm Trends & Identity im Master of Arts in Design an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2012 ist sie Mitglied des Institutes für Designforschung und leitet seit 2014 die Forschung innerhalb der Fachrichtung Trends & Identity, wo sie den Forschungsschwerpunkt Care Futures hauptverantwortlich vertritt.
Seit der Sterbebegleitung einer nahen Angehörigen (2011 – 2015) befasst sich Stetter in diversen Vorträgen, Ausstellungen und Publikationen mit Sterben und Tod im Zeitalter des demografischen und digitalen Wandels und untersucht damit verbundene Individualisierungsprozesse in einer Gesundheitsgesellschaft. Ihr gegenwärtiger Forschungsgegenstand sind Sterbedinge, die am Lebensende das soziale Miteinander, Identität und Lebensqualität formen und bedingen. Stetter ist Teil des vom Schweizer National Fonds geförderten Forschungsprojektes „Sterbesettings – Eine interdisziplinäre Perspektive“ (2020 – 2023) und schreibt und gestaltet im Rahmen des SINTA-Programmes (HKB-Bern/Universität Bern) ihre Dissertation: „Things of Dying – Eine angewandte design-anthropologische Untersuchung der gegenwärtigen Sterbe- und Konsumkultur“ (Arbeitstitel der PhD-Arbeit). Hier untersucht sie mit designethnografischen Methoden Dingwelten und Lebensstile am Lebensende, um zeitgemässe Care-Design-Produkte und -Strategien zu entwickeln. Sie absolvierte hierfür Weiterbildungen in Palliative Care und forschte über vier Jahre in institutionellen und privaten palliativen Orten. Basierend auf ihre Erkenntnisse hat Stetter 2019 Final Studio GmbH gegründet und finally., ein Brand, welches sich um unsere Lebensreise, vor allem in fragilen Zeiten kümmert, ins Leben gerufen.


97 — Prof. Dr. Joachim Curtius
UP UP IN THE AIR
Prof. Dr. Joachim Curtius studierte Physik in Heidelberg. Nach Promotion am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und beruflichen Stationen bei NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) in Boulder, Colorado, und an der Universität Mainz wurde er 2007 Professor für „Experimentelle Atmosphärenforschung“ am Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt. Seine Forschung betrifft die Themen Spurengase, Aerosole, Wolken und Klima. Hier beschäftigt er sich beispielsweise im Rahmen des CLOUD-Projekts am CERN in Genf mit der Bildung von Aerosolpartikeln in der Atmosphäre. Er ist wissenschaftlicher Koordinator mehrerer Verbundprojekte und gehört dem wissenschaftlichen Lenkungsausschuss für das deutsche Forschungsflugzeug HALO an. Er gehörte 2018 zu den weltweit meistzitierten Wissenschaftlern in den Geowissenschaften. Er engagiert sich für eine wissenschaftlich fundierte Kommunikation der Klimaproblematik in der Öffentlichkeit.


96 — Erik Spiekermann
TYPOERIK 75
Erik Spiekermann ist Setzer, Drucker, Kunsthistoriker, Informationsdesigner, Schriftentwerfer und Fachautor. 1979 gründete er MetaDesign, ein Unternehmen, das ganz erheblichen Einfluss auf die Designentwicklung und auf unzählige Designer*innen-Karrieren genommen hat. 1989 folgte die Gründung von FontShop, dem weltweit ersten Vertrieb elektronischer Schriften. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Geschäft ist er heute Aufsichtsrat bei Edenspiekermann, Berlin, Amsterdam, San Francisco & Los Angeles. Seine Typografische Werkstatt p98a.berlin verbindet digitale Techniken mit dem analogen Buchdruck. Er hat so viele Preise gewonnen und an so vielen Jurys teilgenommen, dass eine Aufzählung unsere Shownotes sprengen würde. Mehr zu ihm ihn den anliegenden Links.
Dr. Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums, schreibt über ihn: „Erik Spiekermanns grafische Identitäts- und Designarbeit ist seit den 1970er Jahren ein distinktiver Teil der visuellen Welt. Als Gründer von ‚MetaDesign‘ und ‚Edenspiekermann‘ gab er unter anderem dem ÖPNV Berlins, der Deutschen Bahn, dem ‚Economist‘ und Unternehmen wie Audi, Volkswagen und Bosch ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Seine Arbeiten wurden mit den prestigeträchtigsten Preisen Europas ausgezeichnet, nicht zuletzt ernannte ihn die britische Queen zum Royal Designer for Industry. ‚FontShop‘, das erste Versandgeschäft für Computerschriften, geht ebenso auf seine kreative Initiative zurück wie zahlreiche Schriftentwürfe, u.a. ITC Officina und FF Meta – beide sind inzwischen als Klassiker auf vielen Festplatten vorhanden. Bis heute ist er eine zentrale Figur der deutschen und internationalen Designszene. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Geschäft betreibt er heute in Berlin eine experimentelle typografische Werkstatt unter dem Motto ‚Hacking Gutenberg‘.“
Fontwerk über Erik Spiekermann: „Der Mann, dessen Regal Preise für sein Lebenswerk der renommiertesten Verbände und eine schön gerahmte Ehrendoktorurkunde schmücken. Dessen Fachbücher und die über ihn erschienene Designerbiografie internationale Bestseller wurden. Der mehr erfolgreiche Schriften gestaltet hat, als das Gesamtprogramm der meisten Foundries umfasst. Der als kurzweiliger Gast in Film-, TV- und Audio-Produktionen auftritt und der BBC bereits in den Achtzigern Typomanie erklärte. Der in drei Zeitzonen zu Hause ist und in jedem Ort mehr Fahrräder besitzt als eine sportliche Großfamilie. Der am Aufbau zwei der relevantesten Kreativagenturen, eines legendären Letterpress-Workshops, dem zeitweilig wichtigsten unabhängigen Fontvertriebs und der größte Bibliothek zeitgenössischer Schriften mitwirkte.“


95 — Nicole Deitelhoff und Matthias Wagner K
Design for Democracy.
Gestalten wir wie wir leben.
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff ist Leiterin des Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Sie erwarb ihren M.A. in Political Science an the State University of New York at Buffalo und promovierte an der TU Darmstadt (summa cum laude).
Sie hat eine große Anzahl von Forschungsprojekten durchgeführt und ist darin aktiv, u.a. als Senior fellow, program “Future of Democracy”, The New Institute Hamburg (TNI) Co-speaker Research Institute Social Cohesion (RISC); Head of Research Department “International Institutions” and Co-Head of Research Department “Transnational Politics” (with Prof. Dr. Christopher Daase), Peace Research Institute Frankfurt (PRIF); Executive Director at the Peace Research Institute Frankfurt (PRIF); Visiting Fellow am European University Institute, Florence; Visiting Fellow an der University of Hawaii at Manoa // Visiting Fellow am Center for European Studies, Harvard University; Visiting Professor an der Hebrew University Jerusalem; Professor of International Relations and Theories of Global Order an der Goethe Universität Frankfurt; Research Professor, Collaborative Research Centre “Transformations of the State”, an der Universität Bremen; Research Associate, Centre for Interdisciplinary Technology Studies (ZIT), an der TU Darmstadt
Prof. Matthias Wagner K ist Ausstellungsmacher, Biennaleleiter, Kurator, Autor und seit 2012 Direktor des Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Innerhalb eines Jahres positionierte Wagner K das Museum mit einem gänzlich überarbeiteten Ausstellungs- und Partizipationskonzept neu. Mit seinen wechselnden thematischen Ausstellungen richtet es seither den Fokus auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen. Es versteht es sich als ein Ort für sinnliche Denk- und Erfahrungsräume, für Gespräche und kritische Diskurse und zählt mittlerweile zu den international angesehensten und profiliertesten Museen seiner Art. Matthias Wagner K bekleidet zudem seit 2018 eine Honorarprofessor für Design Curating and Criticism an der HfG Offenbach, ist einer der drei Intendant:innen für Theater der Welt 2023. Frankfurt / Offenbach und leitet die Bewerbung Frankfurt RheinMain. World Design Capital 2026. Hierfür entwickelte er den Claim Design for Democracy. Atmospheres for a better life. Er ist Mitglied im Kuratorium der Peter und Irene Ludwig Stiftung und der Stiftung Urban Future Forum e.V..


94 — Felix Kosok
Das queere Mannsbild
Dr. Felix Kosok ist Designwissenschaftler und Grafikdesigner. Er promovierte 2020 an der HfG Offenbach zur ästhetisch-politischen Dimension des Designs. Seine Dissertation „Form, Funktion und Freiheit“ wurde 2021 beim transcript Verlag veröffentlicht. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt in den Bereichen Designästhetik, Politiken des Style sowie politisches Grafikdesign. Neben der Forschung ist er in der Designkollaboration Bureau069 selbst gestalterisch tätig. Für seine Arbeiten hat Felix Kosok bereits viele Auszeichnungen erhalten, unter anderem vom Type Directors Club New York. Seit 2021 ist Felix Kosok Professor für Grafikdesign und Designtheorie an der German International University Berlin.
Dr. Felix Kosok ist Vorstand des Deutschen Designer Club, Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und Forschung und in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Er ist Gründungsmitglied und im Vorstand des Offenbacher Kunstvereins Mañana Bold.


93 — Hella Jongerius
Texture makes things human
Hella Jongerius studierte an der Academy for Industrial Design Eindhoven und verbindet in ihrer Arbeit die neuesten Technologien mit uralten Handwerkstechniken. Sie sieht ihre Arbeit als Teil eines nie endenden Prozesses, und das gilt im Grunde für alle Entwürfe von ihr: Sie besitzen einerseits die Kraft einer abgeschlossenen Design-Entscheidung, vermitteln andererseits aber auch, dass sie Teil von etwas Größerem sind, mit einer Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft. Das Unfertige, das Provisorische, das Mögliche – es liegt in der Aufmerksamkeit für das Unvollkommene, für die Spuren des Entstehungsprozesses und für das enthüllte Potenzial von Materialien und Techniken. Durch diese Arbeitsmethode würdigt sie nicht nur den Wert des Prozesses, sondern bezieht auch die Betrachter*innen, den Benutzer*innen, in ihre Untersuchung mit ein.
Nach ihrem Abschluss an der Akademie für Industriedesign in Eindhoven gründete sie 1993 das Studio Jongeriuslab, in dem sowohl unabhängige Projekte als auch Arbeiten für Großkunden entwickelt werden. Dazu gehören Textilentwürfe für den Möbelstoffhersteller Maharam, die Inneneinrichtung der Delegierten-Lounge des UN-Hauptquartiers in New York, Kabineneinrichtungen für die Fluggesellschaft KLM, die Installation „Colour Recipe Research“ auf Einladung des Kurators Hans Ulrich Obrist für das MAK (Wien) und die Installation „A Search behind Appearances“, eine Kooperation mit Louise Schouwenberg im Auftrag der Serpentine Galleries.
Zu den jüngsten Projekten gehören Einzelausstellungen im Gropius Bau, Berlin (2021), Lafayette Anticipations (2019) und Nationalmuseum, Stockholm (2019). Ihr Space Loom #1 wurde 2019 vom Centre Pompidou erworben.
2017 wurde Hella Jongerius mit dem Sikkens-Preis ausgezeichnet, einem der ältesten unabhängigen Kunstpreise der Niederlande, der alle paar Jahre an Personen oder Institutionen vergeben wird, die einen besonderen Beitrag zum Thema Farbe geleistet haben.
In den letzten Jahren hat sich Jongerius auf Forschungsprojekte konzentriert, die zu großen Einzelausstellungen Ausstellungen wie Breathing colour im Design Museum, London; Interlace – textile research im Lafayette Anticipations, Paris, und Woven Cosmos im Gropius Bau, Berlin führten.
Viele von Jongerius’ Produkten befinden sich in den ständigen Sammlungen von Museen wie dem MoMA, New York, dem Victoria & Albert Museum, London, sowie der Neuen Sammlung, München oder dem Centre Pompidou, Paris.
Seit 2009 lebt und arbeitet Hella Jongerius in Berlin.


92 — Etta Madete
Nachhaltige und bezahlbare Wohnungen in Kenia
Etta Madete Mukuba (*1992) ist Sustainable Design-Architektin und Projektmanagerin mit einem Schwerpunkt auf erschwinglichen nachhaltigen Bauprojekten – sowie eine mit Awards geehrte Violinistin. Sie ist EDGE-Expertin und Aspen Senior Fellow. Sie hat mit Rem Koolhaas an der Harvard Graduate School of Design und dem Guggenheim Museum in New York zusammengearbeitet. Derzeit ist sie die Leiterin für bezahlbaren Wohnraum bei BuildX Studio und Dozentin (TF) an der Universität von Nairobi. In all diesen Funktionen praktiziert, lehrt und forscht sie zu architektonischen Designinnovationen, die eine nachhaltige wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung in Kenia und darüber hinaus ermöglichen sollen.
Zur Zeit promoviert sie an der Universität Nairobi über „Air Quality in Dense Apartment Blocks; A case of Nairobi, Kenya“. 2021 erhielt sie ihren Master of Architecture in Umweltdesign von der Universität von Nairobi. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und ist in mehreren Berufsverbänden aktiv, u.a. hat sie die Berufsregistrierung als eingetragener Architekt in Kenia; sie war 2020 am Aspen Institute New Voices Senior Fellow mit fortgeschrittener Ausbildung in Advocacy. Sie ist Mitglied der Architektonischen Vereinigung von Kenia (AAK), Mitglied bei Women in Real Estate (WIRE) und Mitglied der Kenya Property Developers Association (KPDA).
Wichtig für sie sind die zahlreichen Projekte im Bereich erschwinglicher Wohnungsbau bei BuildX Studio, einem Architektur- und Bauunternehmen mit Sitz in Nairobi, die sie seit 2019 als Architektin und Projektleiterin durchgeführt hat. Außerdem lehrt sie seit 2017 an der Universität von Nairobi im Fachbereich Architektur. In ihren großen Projekten, wie Zima Homes Affordable Housing (seit 2020), führt sie Machbarkeitsstudien durch, leitet das Projekt, stellt Businesspläne auf und sorgt für Kredite und Zuschüsse.


91 — Gesche Joost
Die Design Forscherin
Prof. Dr. Gesche Joost studierte erst Architektur, bevor sie ein Designstudium an der Köln International School of Design begann. Nach dem Diplom verbrachte sie einige Monate am Illinois Institute of Technology in Chicago, um im Anschluss an ein Rhetorikstudium an der Eberhard Karls Universität Tübingen mit einer Arbeit über die Grundzüge der Filmrhetorik zu promovieren.
Heute ist sie Leiterin des Design Research Lab an der Universität der Künste Berlin. Dort lehrt und forscht sie in den Bereichen Social Design, Material Interaction und Digitale Souveränität. Sie leitet die Forschung zur Transformation der digitalen Gesellschaft am Weizenbaum-Institut und den Forschungsbereich Interaktive Textilien am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.
Mit den Themengebieten ihrer Forschungs- und Lehrprojekte wie Mensch-Maschine-Interaktion, Gender- und Diversity-Aspekte in der Technologie-Entwicklung sowie soziale Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Teilhabe stellt Gesche Joost die drängenden Fragen unserer Zeit. Die neuen Formen der Forschung, die sie mit ihrem Team entwickelt, stellen ein partizipatives und transformierendes Design ins Zentrum, das die heutigen Herausforderungen auf eine offene, kollaborative Art und Weise angeht.
Sie betrachtet die ethischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte des digitalen Wandels und zeigt, an welchem Punkt Design ansetzen muss, um als mitgestaltende Kraft zu einer nachhaltigen, inklusiven und lebenswerten Gesellschaft beizutragen.
Gesche Joost ist Mitgründerin der Non-Profit-Organisation Calliope, die Kindern digitales Lernen ermöglicht, hat Aufsichtsratsmandate bei SAP, Ottobock und der ING Diba. Und sie ist Mitglied im Präsidium des Goethe-Instituts. 2021 wurde sie als Ehrenmitglied in den Deutschen Designer Club aufgenommen.
Bettina Knoth, DDC Vorstandssprecherin, hat sich im DDCAST 91 mit ihr ausgetauscht.


90 — Lisa Borgenheimer
Communicating Complexity
Lisa Borgenheimer studierte 2009 bis 2015 Kommunikationsdesign (B.A.) und Interaktive Medien (M.A.) an der Fachhochschule Augsburg. Derzeit promoviert sie mit dem Thema „Informing Information“ an der Bauhaus-Universität Weimar. Schon während des Studiums in Augsburg war sie Mitglied des Elite-Netzwerks der Fachhochschule Augsburg und arbeitete als Informationsdesignerin bereits an der Fachhochschule Augsburg, für die Süddeutsche Zeitung, ZEIT Online, Verlag, INgraphics, Magazin 139.5, etc. Von 2015 bis 2018 war sie Assistant Professor/Researcher für Informationsdesign & Visual Storytelling im Masterstudiengang Eco-Social Design an der Freien Universität Bozen. Dort konzentrierte sie sich zunehmend auf ökosoziale Transformationsprozesse mithilfe von visuellem Wissenstransfer und leitete das zweijährige geförderte Forschungsprojekt „Bürgerhaushalt in Mals (Obervinschgau)“. Borgenheimers Hauptforschungsgebiet sind die Methodik und der Prozess des Informationsdesigns. Sie ist Expertin für Konzeption, Design und Entwicklung statischer und interaktiver Informationsgrafiken. Sie arbeitete in interdisziplinären Forschungsprojekten zusammen mit Designer*innen, Künstler*innen, Programmierer*innen, Wissenschaftler*innen und externen Partner*innen. Nennenswert ist dabei auch das Projekt „Datenvisualisierung für die LEW (RWE)“ zusammen mit der Hochschule Augsburg. Es folgten internationale/nationale Workshops und Vorträge an verschiedenen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Konferenzen. Borgenheimer ist als Jurymitglied der Asian Media Awards tätig und selbst Preisträgerin von nationalen und internationalen Auszeichnungen, wie der Malofiej Award, Information is Beautiful Award, IIID Award und der European Student Award. Sie leitet den International Student Workshop auf der Malofiej Konferenz in Pamplona. Sie ist Mitglied der Society for News Design (SND) und der Bauhaus Research School in Weimar. Als Lehrbeauftragte lehrte Borgenheimer an unterschiedlichen Hochschulen in Europa. Darunter die Hochschule Augsburg, Bauhaus-Universität Weimar, Freie Universität Bozen und gab verschiedene Kurse in Informationsdesign, Datenvisualisierung und Visual Storytelling. 2019 bis 2020 wurde sie durch die LaKoF Bayern „rein-in-die-hörsäle“ an der Hochschule Augsburg mit Lehraufträgen gefördert. Sie ist Mitglied in der „Theme Advisory Group“ der EZB für die Neugestaltung der neuen Euroscheine und dabei stellvertretend für Deutschland. Seit Wintersemester 2020 ist Lisa Borgenheimer Professorin für Informationsdesign an der HfG Offenbach.


89 — Michael Volkmer
Da anfangen wo wir stehen
Michael Volkmer absolvierte in Hamburg eine Ausbildung zum Fotografen, ehe er an der Fachhochschule Wiesbaden Kommunikationsdesign studierte. Nach seinem Abschluss gründete er 1994 die Kreativ-Agentur Scholz & Volkmer mit Schwerpunkt auf Design und digitale Markenführung. An den beiden Standorten Wiesbaden und Berlin arbeiten heute mehr als 140 Mitarbeitende für Kunden wie Deutsche Bahn, adidas, Mercedes-Benz und Riese & Müller, aber auch für Greenpeace, regionale Umweltinitiativen oder das Hessische Umweltamt. Michael Volkmer hat insgesamt an über 50 Jurys teilgenommen, darunter ADC, DDC, iF Design, RedDot und Cannes Lions. In den Kreativrankings belegt Scholz & Volkmer mit über 650 nationalen und internationalen Auszeichnungen seit Jahren die vorderen Plätze.
Michael Volkmer hat sich mit seiner Agentur zum Ziel gesetzt, die wirtschaftlichen Ziele seiner Kunden mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit in Einklang zu bringen. Neben Kreation treibt die Agentur eigene nachhaltig orientierte Projekte sowie soziale Innovationen voran. So entstehen im Sinne der agentureigenen Nachhaltigkeitsstrategie „Shared Value“ Produkte wie der Stadtluft-Anzeiger „NOxMas“, die Zeitgeschenke-Plattform „Zeit-statt-Zeug“, die „CO₂-Web-App“, die durch kleine alltägliche Aktionen zum CO₂-Einsparen animiert oder das „Kiezkaufhaus“ – eine regionale und ökologische Alternative zu Amazon.
Zusammen mit Prof. Harald Welzer hat er die Initiative bzw. den gemeinnützigen Verein „Bilder der Zukunft“ gegründet, der sich für alternative, reduktive und soziale Zukunftsszenarien einsetzt. Im Jahr 2006 rief Michael Volkmer die „see-Conference“ ins Leben, die mittlerweile in Deutschland zu den größten Designkonferenzen zählt und sich mit gesellschaftspolitischen Themen befasst.


88 — Werner Sobek
Erderwärmung ist keine Krise sondern ein neuer Zustand
Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek wurde 1953 in Aalen geboren. Er ist Architekt und beratender Ingenieur, Gründer des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart und Initiator des Sonderforschungs-Bereichs SFB 1244 über „Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen“. Darüber hinaus ist er Gründer und Ehrenpräsident mehrerer gemeinnütziger Initiativen wie z.B. dem aed e.V. 2022 wurde er von der Zeitschrift Cicero als einziger Architekt und Ingenieur in die Liste der 500 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen aufgenommen.
Das von ihm gegründete, weltweit tätige Planungsbüro beschäftigt über 350 Mitarbeiter*innen. Das Unternehmen bearbeitet alle Typen von Bauwerken und Materialien. Besondere Schwerpunkte liegen auf dem Entwurf und der Planung von Tragwerk, Fassade und Technischer Gebäudeausrüstung sowie auf der bauphysikalischen Beratung.
Ziel ist hierbei eine gebaute Umwelt, die atemberaubend schön ist und die gleichzeitig den Interessen kommender Generationen gerecht wird – Werner Sobek will für mehr Menschen emissionsfrei und mit weniger Material bauen.


87 — Harald Welzer
Extraausgabe / Demokratie gestalten
Prof. Dr. Welzer studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Literaturwissenschaft und wurde 1988 in Soziologie promoviert. Er habilitierte sich gleich zweifach – 1993 in Sozialpsychologie und 2001 in Soziologie. Er war Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research (CMR) und Leiter verschiedener Teilprojekte des Forschungsschwerpunkts KlimaKultur am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Von 2001 bis 2012 war er Professor für Sozialpsychologie an der privaten Universität Witten/Herdecke. Welzer ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit, die sich das Aufzeigen und Fördern alternativer Lebensstile und Wirtschaftsformen zur Aufgabe gemacht hat. Seit Juli 2012 ist er Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg, wo er das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research leitet. Desweiteren ist er Affiliated Member of Faculty am Marial-Center der Emory University (Atlanta/USA). Er lehrt an der Universität St. Gallen und ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Akademien. Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre sind Erinnerung, Gruppengewalt und kulturwissenschaftliche Klimafolgenforschung. Welzer ist Herausgeber FUTURZWEI, einer vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift für Politik und Zukunft. Er ist Bestseller-Autor. Seine Bücher wurden in ein dutzend Sprachen übersetzt. Sein jüngstes Buch „Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens“ verfasste er im Anschluss an einen Herzinfarkt, den er glücklicherweise überlebte. Das Buch wurde zu einem vielfach nachgedruckten Bestseller.


86 — Mariana Amatullo
Die Chef-Diplomatin des Social Design
Mariana Amatullo ist außerordentliche Professorin für Strategisches Design und Management an der Parsons School of Design. Sie ist Mitglied des Parsons DESIS Lab und des Graduate Minor in Civic Service Design der Universität und fungiert als Vice Provost für Global Executive Education und strategische Online-Initiativen an der New School, New York. Mariana ist derzeit Präsidentin von Cumulus, der internationalen Vereinigung von Hochschulen und Universitäten für Design, Kunst und Medien.
Zuvor war Mariana Mitbegründerin und Leiterin der preisgekrönten Abteilung für soziale Innovation, Designmatters, am ArtCenter College of Design in Pasadena, Kalifornien. Marianas akademische Recherchen und Veröffentlichungen schlagen eine Brücke zwischen den Bereichen Design und Management und untersuchen die Rolle einer Designhaltung als kognitiver Ansatz für soziale Innovation und organisatorisches Lernen. Zu ihren redaktionellen Projekten gehören LEAP Dialogues: Career Pathways in Design for Social Innovation als leitende Redakteurin und das Open-Source-Projekt LEAP Dialogues: The Educator’s Guide.
Als Global Fellow der Royal Society for the Arts (RSA) und von Salzburg Global hat Mariana zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Inaugural DELL Award for Outstanding Social Innovation Education (2012). Mariana hält international Vorträge über Design und soziale Innovation und ist Mitglied in mehreren Jurys und Beiräten, unter anderem im Vera List Center for Arts and Politics. Mariana hat einen Doktortitel in Management von der Case Western Reserve University, einen M.A. in Kunstgeschichte und Museumsstudien von der University of Southern California und eine Licence en Lettres von der Sorbonne in Paris, wo sie auch Kunstgeschichte an der Ecole du Louvre studierte. Als gebürtige Argentinierin und Kind eines Diplomaten wuchs Mariana in der ganzen Welt auf.


85 — Philipp Langenbach
Grünes Banking – wie geht das?
Philipp Langenbach ist seit März 2022 als Generalbevollmächtigter Mitglied der Geschäftsleitung der UmweltBank und zusätzlich für den Personalbereich verantwortlich. Zuvor war er seit 2018 Leiter Marketing & PR. Eine klar positionierte Marke in einem immer grüner werdenden Markt zu betreuen, empfindet er als Herausforderung, die ihn mit großer Freude erfüllt. Vor der Bank war Philipp Langenbach 15 Jahre lang bei der Nürnberger Agentur triebwerk tätig. Dort hat sich vom studentischen Texter bis zum Creative Director entwickelt und maßgeblich den Bereich Markenberatung für Mittelständler mit aufgebaut. Einer der Kunden war die UmweltBank, die nach einem erfolgreich abgeschlossenen Marken-Relaunch-Projekt die Fühler nach ihm ausstreckte.


84 — Judith Block
Über Megatrends, Menschenliebe und Mut
Judith Block stellt sich das Leben als Aneinanderreihung von folgenschweren Entscheidungen vor, die in vollkommener Unwissenheit gefällt werden müssen und deren Konsequenzen man folglich besser mit viel Humor begegnen sollte.
Die erste große Entscheidung war ein Design-Studium an der hfg Offenbach – ohne zu wissen, was Design überhaupt sein könnte. Was eine gute Designerin ausmacht, versuchte sie dann bis 2018 herauszufinden. Doch statt der Liebe zu den Objekten weckte die Hochschule eine Leidenschaft für große Narrative. Sie gründete zusammen mit Florian Arnold und Sinja Möller ein Design-Philosophie-Kollektiv, das neue Narrative zur digitalen Öffentlichkeit suchte und veranstaltete Symposien zu Künstlicher Empathie und dem Design von Virtuellen Gesichtern. Im Anschluss an ihr Diplom entwickelte sie ein Ausstellungsformat, das den Diskurs um Gesichtserkennungs-Technologien neu erzählte. Seit 2021 arbeitet sie als Zukunftsforscherin am Zukunftsinstitut, einem Thinktank der sich gesellschaftlichen Trends und der Frage widmet, wie sich eine Gesellschaft entwickelt, die das Beste aus sich und der Welt macht. Judith Block ist außerdem ein großer Fan von Zirkusartistik und nutzt ihre Freizeit zum Üben und Lehren von Akrobatik.


83 — Anatoli Skatchkov
Man muss immer aus Liebe handeln
Anatoli Skatchkov aka Nathaniel Knop ist preisgekrönter Filmemacher, geboren 1968 in eine jüdische Familie in Czernowitz/Ukraine. Nach dem Studium der Psychiatrie sowie der Regieassistenz bei A. Kaidanovsky und K. Zanussi kam er als Nipkow-Stipendiat (Europäisches Stipendium für Professionals in den audio-visuellen Medien) nach Berlin. 1995 gründete er seine Firma KINOBRIGADA. Er arbeitete für die Fernsehkanäle 3SAT und ARTE, für Museen, u.a. das Russische Staatsmuseum in Sankt-Petersburg sowie das MAK in Frankfurt. Er lebt mit seiner Frau und fünf Kindern in Frankfurt am Main.
Filmographie (Auswahl)
1. Regie:
2022 Nathan Farb & the Cold War (Work in Progress) Unterstützt von Hessen Film & Media
2022 In der Luft, da bleibt deine Wurzel (Work in Progress) Unterstützt von Hessen Film & Media
2022 Zeitzeugentheater (Work in Progress) Unterstützt von ZWST
2019 The Watson's Hotel (Audience Award, Lichter IFF, 2019) Unterstützt von der Hessischen Filmförderung und der Akademie der Künste, Berlin
2016 The Storyteller. After Walter Benjamin (Winner, On Art IFF, 2017; Best Documentary 12 IFF, 2019) Unterstützt von Hessische Filmförderung
2011 Pavlik +100
2005 Mikhail Shvartsman. Recognition
2004 Anna Staritsky. La vie collage
2001 Das Nitschewoland (Audience Award, Kassel FF, 2003) Unterstützt von der Hessischen Filmförderung
2. Kamera und Schnitt:
2016 A Gravame –Das Stahlwerk, der Tod, Maria und die Mütter von Tamburi (Winner, Lichter IFF, 2017, Nom. Hessische Filmpreis 2017, Deutsche Filmpreis 2017)
2011 Kein Vertrauen. Keine Angst. Um nichts bitten (Russische Dokumentarfilmpreis 2012), Unterstützt von Hessische Filmförderung
2011 When in Rome
2008 Leningrad – Der Mann, der singt
3. Teilnahme an Filmfestivals (Auswahl):
Frankfurt, Kassel, Krakau, Leipzig, Lissabon, Locarno, Mexico, Milano, Moskau, New York, Nowosibirsk, Perpignan, Pune, Sankt-Petersburg
4. Auftragsprojekte für (Auswahl):
NTV, ZDF, 3SAT, ARTE; Museum für Angewandte Kunst, WELTKULTUREN Museum und Goethe-Museum, Frankfurt; ID-Frankfurt; Russisches Staatliches Museum, Sankt-Petersburg; Hebbel Theater, Berlin; Altana Stiftung, Bad Homburg; Mousonturm; Deutsche Telekom.


82 — Claudia Díaz Sánchez, Laura Schlotthauer, Katja Lis
Diverse Kommunikation braucht diverse Menschen
Claudia Díaz Sánchez ist in Havanna, Kuba geboren. Als Tochter eines regimekritischen Schriftstellers und Filmemachers musste sie mit acht Jahren nach Europa ins Exil, zunächst nach Berlin und dann nach Madrid. Sie studierte Lateinamerikastudien an der Freien Universität in Berlin (FU) und war kurze Zeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ostasiatischen Seminar der FU, wo sie jedoch schnell merkte, dass ihr die praktische Arbeit mehr lag. Ihre Agenturkarriere startete sie ebenfalls bei Scholz & Friends Agenda, danach war sie über sechs Jahre bei der größten inhabergeführten Agentur Serviceplan, wo sie verschiedene Karrierestufen erreichte. 2019 wechselte sie als Standortleiterin zu ressourcenmangel und dann in die Geschäftsführung, wo sie unter anderem für den Bereich Client Services zuständig ist.
Laura Schlotthauer ist gebürtige und stolze Frankfurterin. Aktuell lebt sie, wie sie selbst sagt, im Berliner Exil. Sie studierte Global Media and Communications an der London School of Economics and Political Science in London und an der Annenberg School for Communication in Los Angeles. Nach ihrem Studium war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute of Electronic Business der UDK in Berlin, entschied sich dann aber gegen eine wissenschaftliche Karriere und startete bei Scholz & Friends Agenda in die Agenturwelt. Nach drei Jahren wechselte sie zu Ketchum Pleon. 2017 übernahm sie die Leitung des Kampagnenteams bei ressourcenmangel in Berlin, zwei Jahre später wechselte sie u. a. für das Thema „Organisationsstruktur und Zusammenarbeit“ in die Geschäftsführung und übernahm später auch die kaufmännische Leitung des Standortes.
Katja Lis kommt gebürtig aus Leipzig und wuchs seit der Wiedervereinigung in Frankfurt am Main auf. Nach dem Kommunikationsdesignstudium an der HfG Offenbach und der Arbeit in Agenturen in London und Amsterdam gründete sie 2013 zusammen mit ihrem heutigen Mann Alexander Lis die Agentur DBF designbüro frankfurt. Die Agentur ist spezialisiert auf Markenberatung, Corporate Design und UX/UI-Design. Gemeinsam mit Alexander Lis führt sie die Agentur bewusst als Doppelspitze. Auch in ihrer ehrenamtlichen Arbeit setzt sie sich für mehr Diversität in Agenturen ein. Sie ist Beirätin im DDC für Diversity und Mitinitiatorin der Plattform Women of DDC, welche die Sichtbarkeit, die Vernetzung und das Unternehmertum von Gestalterinnen stärkt. 2021 entwickelte sie die Eventreihe Learn & Burn, ein DDC Lab für Female Leadership und Nachwuchsförderung in der Branche. Die Kommunikationsdesignerin Katja Lis arbeitet zudem als Workshopleiterin und Moderatorin.
Laura und Claudias Gemeinsamkeit
Laura Schlotthauer und Claudia Díaz Sánchez betreiben flexibles Jobsharing: Beide sind Geschäftsführerinnen der multichannel Agentur ressourcenmangel in Berlin, dem mit rund 130 Mitarbeitenden größten Standort der Ressourcenmangel-Gruppe, und Vorständinnen im Gesamtverband Werbeagenturen (GWA). Dort sind sie für das Ressort Diversity, Equity and Inclusion (DE&I) sowie Arbeitszeitmodelle zuständig und unterstützen den kulturellen Wandel in den deutschen Kommunikationsagenturen. Die Idee für das Jobsharing hatte Laura, als sie ihr zweites Kind erwartete. So kam Claudia dazu, als Laura in Elternzeit ging und Laura war da, als Claudia ihr erstes Kind bekam. Durch die geteilte Führungsverantwortung ist es beiden möglich, sich zusätzlich zum Job im GWA ehrenamtlich zu engagieren.


81 — Ondřej Chybík
Driven by ego, curiosity and naivety
Ondřej Chybík (*1985, Brünn, Tschechische Republik) ist Mitbegründer des Studios Chybik+Kristof mit Sitz in Prag, Brünn und Bratislava. Er studierte Architektur und Städtebau an der Technischen Universität Brünn in der Tschechischen Republik, an der TU Graz in Österreich und an der ETH Zürich in der Schweiz. Seine Arbeiten wurden im MoMA NYC als Teil der Ausstellung Uneven Growth ausgestellt. Er arbeitete im Atelier Vienne-se, PPAG. Derzeit lehrt er an der Fakultät für Kunst und Architektur der Technischen Universität Liberec, Tschechische Republik. Er lehrte an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Brünn und war Gastkritiker an der Fakultät für Architektur der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava, Slowakei, an der Fakultät für Kunst und Architektur in Liberec, Tschechische Republik und am Politecnico di Milano, Italien. Er war Mitglied in internationalen Jurys von Architekturwettbewerben und nationalen Architekturpreisen in der Slowakei und der Tschechischen Republik. Zusammen mit dem Studio hat er eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, darunter den AR Design Vanguard 2019, und nahm mit dem Projekt OUT-HABIT an der Architekturbiennale von Tiflis teil.


80 — Marie Josephine Eckloff
Licht ins Dunkel bringen
Marie Josephine Eckloff arbeitet seit Anfang 2022 als Junior Strategist bei blocher partners sens in Stuttgart, wo sie zuvor als Junior-Innenarchitektin beschäftigt war. Ihre Themenfelder sind u.a. Workshop-Begleitungen, Konzept- und Präsentationsarbeiten. Während der Schulzeit am Ernst-Barlach-Gymnasium in Schönberg, MV, absolvierte sie einen Auslandsaufenthalt an der Brandon High-School, Minnesota, USA. Nach dem Abitur in 2014 studierte sie Produktgestaltung an der HTW Dresden und der HS Augsburg, mit einem Masterabschluss in Design- und Kommunikationsstrategie. Praktika führten sie zu Galleria – Einrichtungen und Stoffkontor, Lübeck; Pohl Immobilien, Lübeck; STRAIGHT design, Viktor Erlandsson, Stockholm. Als Werkstudentin war sie im Forschungsprojekt der HTW Dresden zur Visualisierung von Stadtplanungsprozessen aktiv sowie bei der Coalo GmbH in Augsburg, zuständig für die Gestaltung von Digital- und Printmedien. Als Mediengestalterin war sie bei der Speakers Excellence Deutschland Holding GmbH in Stuttgart tätig. Sie war Finalistin und Preisgeldgewinnerin (2021) beim „Was ist gut?-Wettbewerb“ des DDC und wurden mit einer Award-Nominierung (2021) für den Newcomerpreis des German Design Awards ausgezeichnet. Sie gewann den Hans-Benedikt-Preis (11/2019) für Soziales Engagement beim Sprachpatenprogramm der Augsburger Diakonie.


79 — Kai Vöckler und Peter Eckart
Mobilität neu denken und gestalten
Prof. Dr. Kai Vöckler ist Urbanist in Offenbach am Main. Gründungsmitglied von Archis Interventions. Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland und Südosteuropa. Stadtforschungsprojekte in Europa und Asien. Wettbewerbe und städtebauliche Projekte mit Landschaftsarchitekten und Architekten. Publikationen zu kunsttheoretischen und urbanistischen Themen. Promotion in Kunstwissenschaft über Raumbilder des Städtischen. Kurator von Ausstellungen an europäischen Kulturinstitutionen. 2010–2021 Stiftungsprofessur für Kreativität im urbanen Kontext, seit Wintersemester 2021 Professor für Urban Design am Fachbereich Design der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach.
Peter Eckart ist Designer in Frankfurt. Er studierte an der GHS Wuppertal und der HfbK Hamburg bei Prof. Peter Raacke und Prof. Dieter Rams. Bis 1993 arbeitete er als Produktdesigner bei Braun. Bis 2000 arbeitet er gemeinsam mit Olaf Barski als Eckart+Barski Design und gründet mit Bernd Hilpert unit-design in Frankfurt und Bern. Für Kunden wie die Stadt Frankfurt, EZB, FraPort, Lufthansa, Deutsche Bahn, Deutsche Bank, City of Riyadh, Roche, Siemens u.a. entwickelt das Büro Projekte im Bereich Informations-Mobility und Public Design. Nach Lehraufträgen an der Hochschule Darmstadt ist Peter Eckart seit 1999 Professor für „Integrierendes Design“ an der HfG-Offenbach und Vizepräsident. Zusammen mit Kai Vöckler hat er den Forschungsschwerpunkt Mobilitätsdesign etabliert.
Kai und Peter betreiben Designforschung an der HfG Offenbach, wobei sie betonen, dass es zu den zukünftigen Aufgaben des Designs gehört, die Entwicklung innovativer Methoden und spezifischer Werkzeuge und Strategien effizienter und sichtbarer zu machen, um zukunftsfähige und nachhaltige Projekte im Mobilitätsbereich zu befördern und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern.
Wissenschaftliche Handlungsfelder wie Verkehrsplanung, Sozialwissenschaftliche Mobilitätsforschung, Kognitionspsychologie, Architektur, Informatik werden in dem Forschungsschwerpunkt Mobilitätsdesign mit Designforschung zum Thema Mobilität verbunden. Das am Fachbereich angesiedelte Designinstitut für Mobilität und Logistik (DML) widmet sich diesen Themen und bearbeitet diese wissenschaftlich. Seit 2014 wurden zahlreiche Forschungsprojekte in diesem Themenbereich durchgeführt. Aktuell schließen sie ihr bislang größtes Projekt, den interdisziplinären LOEWE-Forschungsschwerpunkt „Infrastruktur – Design – Gesellschaft“ (gefördert aus dem hessischen Exzellenzinitiative) ab. Vier Jahre wurden systematisch die Anforderungen an die Gestaltung einer neuen, vernetzten und multimodalen Mobilität im Ballungsraum Rhein-Main untersucht. Unter Federführung der HfG Offenbach arbeiteten zwanzig Wissenschaftler*innen von der HfG, der Frankfurt UAS, der Goethe-Uni und der TU Darmstadt an gemeinsamen Fragen. In Kooperation mit der Stadt Offenbach das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt „InterMoDe – Aufbau eines intermodalen kommunalen Mobilitätsystems“ sowie als Teil eines Konsortiums im Auftrag des Eisenbahnbundesamts die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs für den „Bahnhof der Zukunft als Kern multimodaler Mobilitätsplattformen in Kommunen“.


78 — Christine Fehrenbach
Mode als Transformationstreiber
Christine Fehrenbach ist Dipl. Designerin und Fotografin. Sie ist eine gut vernetzte Macherin und bekleidet das Amt der Vorstandsvorsitzende von Hessendesign. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit Creative Brand Consulting und Sustainable Transformation. Bis 2016 war sie als Bereichsleiterin für Marke, Kommunikation, Sortiment bei der Manufactum GmbH für die strategische Weiterentwicklung und Transformation verantwortlich. Sie entwickelte gemeinsam mit zwei anderen Designerinnen das multimediale Format Come Closer, das Sustainable Designforum im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt. In einem neuartigen Veranstaltungstypus werden Vortrag, Diskurs, Film, Literatur und Ausstellung zusammengeführt. Davor war sie als Creativdirectorin in internationalen Agenturen tätig. Mit ihrem Studio Christine Fehrenbach. Consulting entwickelt sie heute ganzheitliche Markenkonzepte. Besonders wichtig ist für sie die Vermittlung zwischen Experten und Dienstleistern aus Wirtschaft, Hochschulen, Kultur, Kunst und Design. Im Januar 2022 präsentierte sie unter dem Titel „Transforming Frankfurt Fashion – The Frankfurt Fashion & Design Forum“ im Rahmen der Frankfurt Fashion Week, Exponate von Designer*innen und Künstler*innen, die sich mit nachhaltiger Mode auseinandersetzen – Präsentationen, Performance, Installationen, Schaufenstertalks und Podiumsgespräche on/offline luden Bürger*innen ein, nachhaltig agierende Designer*innen der Region wahrzunehmen und zu sprechen. Neben ihrer Funktion als Vorstandsvorsitzende von Hessen Design e.V. ist sie als Jurymitglied in Design- und Fashion-Wettbewerben tätig, hält Vorträge und moderiert Panels.


77 — Britta Wagemann und Samson Kirschning
Design-Interventionen im Reallabor Stadt
Britta Katrin Wagemann und Samson Kirschning sind Mitglieder von RAAMWERK – Studio für Kunst, Sozial, Kommerz, in Kassel, das sich mit Interventionen im öffentlichen Raum einen Namen gemacht hat. Besonders das Projekt „Freiluftexperiment Untere Königstrasse“ aus dem Jahr 2021 zeigt, wie eine Designer*innen-/Künstler*innengruppe, durch das Stilllegen einer Durchgangsstraße, soziale Interaktionen und Kommunikation in Gang bringen kann, wo zuvor Lärm und Verkehr war. Die Straße liegt überdies in einem sozialen Brennpunkt, der durch Armut und Kleinkriminalität geprägt ist. Dort entstand für einen Monat ein Park der Kommunikation. Die beiden sind zusammen mit dem RAAMWERK-Team gerade dabei, aus dem Projekt ein Social Startup zu gründen.
Britta (*1988) bezeichnet sich u.a. als Prozessforscherin, Schnittstellenmanagerin, Corporate-Strategin und Multidilettantin. Sie ist im Hauptberuf Art Direction Marketing und Communication bei AMBION GmbH. Seit 2017 ist sei bei RAAMWERK dabei und hat in dieser Zeit geholfen, zahlreiche Formate sozialer Interaktion mit Mitteln des Design zu entwerfen. Sie arbeitet als Kommunikationsdesignerin auch unter dem Label „brittakawa“. Nach Stationen bei „motto. visual solutions“ in Istanbul/Türkei, „Studio Dumbar“ in Rotterdam/Niederlande, hat sie am „sweet mother“ – Design & Travel Projekt in Ghana/Westafrika mitgewirkt. Sie hat in u.a. folgende Awards oder Nominierungen gewonnen: Was ist gut?, Auszeichnung, Wettbewerb Deutscher Designer Club e.V.; Preisträgerin „Ab in die Mitte!“ Land Hessen; Nominierung Deutscher EngagementsPreis; Fairwandlerpreis, Karl Kübler Stiftung; Preisträgerin Kunstförderpreis der Stadt Kassel. Sie ist u.a. Mitglied im Netzwerk Karriere-Mentoring DIVERS Universität Kassel und bekleidet eine Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule Kassel.
Samson (*1989), der sich auch als Begegnungsgestalter und Hausmeister-Designer bezeichnet, interessiert sich für den intellektuellen und kommunikativen Austausch. Er hat Vorträge und Symposien organisiert. Neben Lehraufträgen in den Themenfeldern Freiraumplanung und Landschaftsarchitektur hat er am „sweet mother“ – Design & Travel Projekt in Ghana/Westafrika mitgewirkt. Er arbeitet als Kommunikationsdesigner auch unter dem Label „samsonapfel“. Er hat unter anderem folgende Awards, Preise oder Nominierungen erreicht: Was ist gut? Auszeichnung Wettbewerb Deutscher Designer Club e.V.; Preisträger „Ab in die Mitte!“ Land Hessen; Deutscher Engagements-Preis Nominierung; Fairwandlerpreis, Karl Kübler Stiftung Raamwerk; Kulturförderpreis, Stadt Kassel. Bereits in seiner Heimatstadt Berlin hat er in sozialen Projekten mitgearbeitet, bevor er an der FH Potsdam seinen Bachelor ablegte und schließlich 2019 den Master in Visueller Kommunikation an der kunsthochschule kassel erwarb. Seine Arbeit findet stets an der Schnittstelle verschiedener Designdisziplinen statt.


76 — Imran Ayata
Erst mal alles in Frage stellen
Imran Ayata ist 1969 in Ulm geboren. Er studierte Politikwissenschaft und ist seit 2013 geschäftsführender Gesellschafter der Berliner Kampagnen Agentur BALLHAUS WEST sowie seit 2019 Vorstand des Gesamtverband Werbeagenturen GWA. Er hat ein umfangreiches schriftstellerisches Werk. Mit Hürriyet Love Express (2005) legte er seinen ersten Erzählband vor. 2011 erschien der Roman Mein Name ist Revolution, der zahlreiche positive Rezensionen erhielt. 2015 erschien im Verbrecher Verlag sein Roman Ruhm und Ruin. Der Roman basiert auf dem Theaterstück Liga der Verdammten, das er zusammen mit dem Regisseur Neco Çelik 2013 im Berliner Ballhaus Naunynstraße auf die Bühne brachte. Gemeinsam mit Bülent Kullukcu gab er im Oktober 2013 die CD Songs of Gastarbeiter Vol. 1 bei Trikont heraus. Zuvor waren von ihm bereits literarische Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden in Deutschland und der Türkei erschienen. Er war Mitbegründer der Gruppe Kanak Attak und Redakteur von Die Beute. Zeitschrift für Politik und Verbrechen. 2022 wurde die CD Songs of Gastarbeiter Vol. 2 bei in der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin im Rahmen eines Livekonzerts gelauncht.
Ihr hört in dieser Folge folgende Ausschnitte aus Liedern aus dem Album Songs Of Gastarbeiter Vol. 2:
09 – Minotauros – Artesiano
02 – Ali Baran – Ax Baba
15 – Rembetes – Der neue Ciftellitanz


75 — Ricky Saward
Vegane Sterne
Ricky Saward (*1989) ist Küchenchef und Gesellschafter des Restaurants Seven Swans in Frankfurt am Main, das vom Guide Michelin 2020 zum weltweit ersten veganen Sternerestaurant gekürt wurde. Nach der Koch-Ausbildung arbeitete er in Spitzen-Restaurants zunächst in Wien, dann auf der Südhalbkugel in Sydney, Auckland und Wellington. Zurück in Deutschland kam er über die Sterneküche der Villa Merton zum damals vegetarischen Restaurant Seven Swans. 2019 wurde er für seine vegetarische Küche mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet. Somit war er einer von fünf vegetarischen Sterneköchen der Welt. Außerdem wurde seine nachhaltige Weise zu kochen, 2019 mit dem weltweit ersten Nachhaltigkeitspreis des Guide Michelin ausgezeichnet. 2020 folgte der grüne Stern des Guide Michelin, der für Nachhaltigkeit steht. Mitte 2019 entschloss er sich komplett auf tierische Produkte zu verzichten und sich mehr auf Produkte aus dem eigenen Anbau und der Region zu konzentrieren. Für seine rein pflanzliche Küche wurde er 2020 erneut mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet. Er war der erste vegane Sternekoch weltweit. Seit 2021 ist Saward auch Miteigentümer und Geschäftsführer des veganen Restaurants Seven Swans in Frankfurt am Main.


74 — Martí Guixé
Der Ex Designer
Martí Guixé (*1964) ist ein spanischer Designer, der in Barcelona und Berlin lebt. Studium der Innenarchitektur an der Elisava in Barcelona und des Industriedesign an der Scuola Politecnica di Design di Milano. 2001 etablierte er den Begriff „Ex-Design“, um sich gegen die begrenzten Möglichkeiten des traditionellen Designers zu positionieren. Er lehnt Design als stilisiertes Objekt und Form ab. Anstatt bestehende Produkte umzugestalten, will er unsere Art und Weise des Sehens und Denkens verändern. Sein Ansatz spiegelt sich in der häufigen Verwendung von Wegwerf- oder Billigmaterialien und dem flüchtigen Charakter vieler seiner Arbeiten. Seine Sensibilität für schnell verfügbare, auf den Massenkonsum ausgerichtete Materialien, hat ihn zu einem wichtigen Innovator im Food-Design gemacht. Er verstand das Food-Design als Möglichkeit, Strukturen rund um Lebensmittel, die Industrie und den Verbraucher neu zu bewerten und zu gestalten. Er arbeitete im kommerziellen Bereich für Marken wie Camper, Alessi, Danese, Dentsu, Desigual, Drill, Droog Design, Magis, Nani Marquina, Vitra und andere. Auf er anderen Seite weckten seine Arbeiten rasch das Interesse der Kunstwelt. Seine Entwürfe, Installationen und Performances wurden in zahlreichen internationalen Gruppen-Ausstellungen und Einzelprojekten gezeigt, darunter im MOMA, Centre Georges Pompidou, Design Museum London, Centre d’Art Contemporain Genève, National Art Center Tokyo und Museum für angewandte Kunst.


73 — TheJoCraft
Der digitale Baumeister
Josef Heinrich Bogatzki, aka. TheJoCraft, wurde 1996 in Münster geboren. Schon in seiner Kindheit prägte ihn die Begeisterung für die Musik (er spielt Klavier, Klarinette und Orgel) und für das kreative Spielen (Lego, Fischertechnik und schließlich Minecraft).
2014 belegte Josef den ersten Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend präsentiert“. Nach seinem Abitur absolvierte er zunächst sein Kirchenmusikexamen und studiert nun Musik und Germanistik an der WWU Münster.
Nebenbei ist er als Organist und Kantor in seiner Ortsgemeinde tätig. Seinen 2011 gegründeten YouTube-Kanal professionalisierte er im Jahr 2016. Seither baute er eine Reichweite von über 320.000 Abonnenten und Multimillionen Klicks auf und streamt seit 2019 erfolgreich auf der Plattform Twitch.
Darüber hinaus beschäftigt er sich mit dem Themengebiet der Gamification und kooperiert mit diversen Firmen, Städten und Organisationen. Mit seinem Kanalmotto „Minecraft mit Niveau und Verstand neu erfahren“ möchte er zeigen, dass Computerspiele – besonders Minecraft – Kreativität fördern und zugleich pädagogisch wertvoll sind.


72 — Elvira Breit / Patrick H. Nagel / Klaus K. Loenhart
Lernen, Sehen, Atmen
WAS IST GUT – Die Gewinner
Elvira Breit arbeitet bei als Junior Art Directorin bei der Werbeagentur Serviceplan in München. Dies war, auf Basis Ihres Migrations-Hintergrundes und zum Zeitpunkt Ihres Hauptschulabschlusses, keineswegs absehbar – dass sie es einmal so weit bringen würde. Alle legten ihr nahe, doch Kassiererin zu werden, da würde sie etwas verdienen. Mehr sei nicht drin mit diesem Abschluss. Elvira akzeptierte dieses Schicksal nicht. 5 Schul-/Hochschulabschlüsse weiter, gewann sie mit Ihrer App „Alles statt nix“ den 1. Preis in der Kategorie Kommunikation des Wettbewerbs WAS IST GUT 2021 des DDC.
Patrick Henry Nagel kam durch ein Projekt an seiner Hochschule zu „The One Dollar Glasses“. Zusammen mit seinem Partner Nils Körner nennen sie sich Haus Otto. Ihr Projekt beschäftigt sich auf spielerische Weise mit der von Martin Aufmuth entwickelten Biegemaschine zur Herstellung von Brillen. Der Hintergrund ist einfach und zugleich dramatisch: Aktuell benötigen 150 Millionen Menschen eine Sehhilfe, viele haben jedoch keinen Zugang oder die finanziellen Mittel. Mit diesem Projekt gewannen die beiden den ersten Preis in der Kategorie Produkt.
Prof. Klaus Klaas Loenhart ist Chef von terrain:integral design, einem Planungsbüro in Graz und München. Und er ist Hochschul-Professor. Er hat u.a. einen Abschluss in Architekturtheorie der Harvard Graduate School of Design. Klaus beschäftigt sich mit Atmen – nicht nur bei seinen Yoga-Übungen. Das Projekt, mit dem er den 1. Preis in unserer Kategorie Raum gewann, ist das Breathing Headquarter für die Firma GRÜNE ERDE. Dieses Gebäude atmet, lässt Menschen, Pflanzen, Klima und Biodiversität, wie er sagt, gleichberechtigt als Stakeholder zu Wort kommen. Es ist, wie er sagt: „Mehr als menschenfreundlich, es ist auch freundlich zu unserem Planeten.“


71 — Katja Filippenko und Philip Weyer
Der vegane Party Kracher
Katja Filippenko ist in St. Petersburg geboren und in Bad Homburg aufgewachsen. Sie hat Jura in Heidelberg mit Schwerpunkt auf Völkerrecht studiert und am MPI für ausländisches öffentliches Recht gearbeitet. Während ihres Studiums engagierte sie sich bei mehreren Menschenrechtsorganisationen und nahm erfolgreich an internationalen Wettbewerben Teil. Nach Ihrem Abschluss hat sie mehrere Jahre lang bei SAP als Global Licensing Managerin gearbeitet und als Sustainability Champion Nachhaltigkeitsinitiativen geleitet. Als Catalyst hat sie nebenbei Start-ups betreut und Design Thinking Workshops durchgeführt. Bei ihrem Social Sabbatical in Kambodscha, wo sie als DT & BMI Coach tätig war, hatte sie vor allem mit zwei Sachen zu kämpfen – zum einen die Herausforderungen der Umweltverschmutzung und der Mangel an Unternehmen, die dieses Thema angehen und zum anderen die triste und schwierige vorherrschende Unternehmenskultur, an der die junge Generation nicht teilhaben wollte. Nach diesem Aufenthalt stand fest, dass sie ihr eigenes Purposeunternehmen aufbauen möchte, wo die Menschen mit ganzem Herzen daran arbeiten gesellschaftliche Probleme zu lösen und zugleich bei Ihrer und für Ihre Arbeit wertgeschätzt werden.
Philip Weyer, geboren bei Köln, studierte Produktdesign an der Kunsthochschule Kassel mit Fokus auf die Gestaltung möglichst nachhaltiger Produkte. Neben den Untersuchungen, was Nachhaltigkeit alles sein kann und wie man mit Gestaltung einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft und Umwelt haben kann, mag er Produkte/Projekte, mit denen man Geschichten erzählen kann. Eines seiner erklärten Ziele ist es, Produkte zu verkaufen/präsentieren, ohne sie als „nachhaltig“ zu kommunizieren – sind sie natürlich, Sie sollen aber mit anderen Aspekten überzeugen.
Zu Saatkonfetti kam Katja, als Philip sie beim Crowdfunding angeschrieben hat. Die beiden kannten sich bereits seit einiger Zeit durch einen gemeinsamen Freundeskreis und so bot sie ihm an ein Coaching durchzuführen. Nach dem ersten offiziellen Treffen in Köln zusammen mit Chris und Philip ist sie dann einfach geblieben und hat mit den beiden aus der Idee ein Unternehmen aufgebaut.
Und so wurde aus der Idee Saatgutkonfetti – ein Sozialunternehmen.


70 — Klement Tockner
Einmal verloren ist immer verloren
Klement Tockner, seit 2021 Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, leitet gemeinsam mit dem Direktorium die operativen Geschäfte der Gesellschaft. Sein erklärtes Ziel ist es, durch die im Forschungsprogramm festgeschriebene ganzheitliche Geobiodiversitätsforschung einen zukunftsweisenden Beitrag zur Bewältigung der großen Herausforderungen des Anthropozäns zu leisten.
An den elf Standorten der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung arbeiten bundesweit rund 950 Senckenberg-Mitarbeiter*innen aus 40 Nationen. Im Dialog mit Akteuren aus Wissenschaft und Praxis erforscht die Senckenberg Gesellschaft mit innovativen Methoden gesamtgesellschaftliche Zukunftsfragen.
Klement Tockners Forschungsinteresse gilt der Dynamik, der Biodiversität und dem nachhaltigen Management von Gewässern. Er forscht an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen, wie etwa der Ökologie, der Geomorphologie und der Hydrologie. Dabei kombiniert der gebürtige Österreicher Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter Forschung und verknüpft natur- mit sozialwissenschaftlichen Themen. Zudem berät er internationale Forschungseinrichtungen in deren strategischen Entwicklung.
Seit Januar 2021 hat er eine W3-Professor für Ökosystemwissenschaften am Institut für Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main inne.


69 — Agnesa Kolica
Social Design for Innovation
Agnesa Kolica ist geschäftsführende Vorständin und, zusammen mit Dr. Tina Roeske, Gründerin von family playdates e.V. „Für ein echtes Miteinander – spielerisch und generationsübergreifend als Gesellschaft zusammenwachsen“. Unter diesem Motto ist der social start-up seit 2016 am Start. Das Projekt ist im Rahmen der „People for People“-Initiative der Max-Planck-Gesellschaft entstanden. Agnesa hat, durch ihre eigene Fluchtbiografie, einen sehr direkten Zugang zum Thema. Die Politologin vereint, auch durch ihre Arbeit am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, wissenschaftliche und praktische Kenntnisse. Seit 2016 hat family playdates hunderte Menschen zusammengebracht. Familien mit und ohne Fluchtgeschichte werden zu Spieltreffen und kulturellen Aktivitäten eingeladen. So bringen sich Menschen aller Generationen und mit verschiedenen kulturellen Hintergründen ihre Welten näher – spielerisch und auf Augenhöhe. Dabei spielt Design eine zentrale Rolle im Sinne von Ezio Manzinis „Design for social innovation“. Gefördert und geehrt wurde family playdates vielfach, u.a. mit der Auszeichnung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen des 15. Startsocial Wettbewerbs; das Halbfinale Hessischer Gründerpreis, als Gewinner des Crowdfundingcontest Deutscher Integrationspreis der Hertie Stiftung; im Rahmen des AndersGründer Programm gefördert durch Social Impact Lab Frankfurt & KfW Stiftung sowie im ChancenNutzer Programm gefördert durch Social Impact Lab Frankfurt & JPMorgan Chase Foundation.


68 — Frank Wagner
What’s the value of design
Frank Wagner gehört zu den renommiertesten Kommunikationsdesignern; mit 500 Awards liegt sein Studio hw.design klar in der Spitzengruppe der Preisträger. Nach dem Grafikdesign Studium in Stuttgart war er zunächst Art Director bei h,t,p, in München, dann bei Scholz & Friends, Hamburg und schließlich Creative Director bei fest und frei in München tätig. Als Mitgründer von häfelinger + wagner Design, München und schließlich der hw.design gmbh in München wurde er zum Unternehmer und einem Chef des stets wachsenden Unternehmens.
Die Transformation der Designbranche war für das Studio von Anfang an eine stetige Herausforderung, auch die Frage, was Design für Kunden überhaupt bringt. Um hier klar Position zu beziehen, veröffentlichte er vor 6 Jahren das Buch „The Value of Design“ im Hermann Schmidt Verlag, Mainz. Ebenfalls 2016 startete hw.design mit der Publikation eines eigenen, internationalen Gesellschaftsmagazins, dessen Herausgeber und Chef-Redakteur Frank ist: nomad. Als Mitglied im Type Directors Club New York, der Typografische Gesellschaft in München bei if-Design und im Deutschen Designer Club bezieht er Stellung, ist Mitglied zahlreicher Jurys und versucht Design einen größeren Stellenwert in der Gesellschaft zu geben.


67 — Constanze Hosp & Nadine Podewski
Wie Designerinnen gutes Leben gestalten
Constanze Hosp und Nadine Podowski haben u.a. an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Design studiert. Die 1915 gegründete Kunsthochschule ist mit über 1000 Studierenden eine der größten Deutschlands. Nach Nadines Diplom in Produktdesign/Glas- und Keramikdesign und Constanzes M.A. in Industriedesign, absolvierten sie zahlreiche Praktika im Ausland, z.B. in Amsterdam und Valencia, und sie haben eine ganze Reihe renommierter Design-Preise gewonnen. Daneben – und das interessiert uns beim DDCAST mindestens ebenso sehr – haben sie harmonische Beziehungen aufgebaut, Kinder zur Welt gebracht, Familien gegründet und in Halle ein bundesweit einzigartiges Projekt hochgezogen. Es heißt „feingemacht – Kunst & Design / Café“. Dort sind die beiden Geschäftsführerinnen, Kuratorinnen, Motivatorinnen, Moderatorinnen, Bäckerinnen, Kummerkasten und Unternehmerinnen. Und sie entwickeln in den Werkstätten selbstverständlich auch eigene Designs: Schmuck- und Keramik. Bei feingemacht sind unterdessen 90 Künstler*innen und Designer*innen aktiv engagiert. Es ist ein beachtenswerter Hybrid aus Fachgeschäft, Produzent*innen-Galerie, aus Café, Shop und Werkstätte – in einem renovierten Gründerzeithaus der Saale-Stadt. Für ihre geschäftliche Arbeit haben die beiden 2019 den Unternehmerinnenpreis des Bundeslandes Sachsen-Anhalt erhalten.


66 — Boris Kochan
Wir können sehr viel bewegen
Boris Kochan (*1962) gestaltet Unternehmen, Organisationen, Beziehungen und Bezüge – als Unternehmer, Designer, Autor und Berater. Nach seiner Layout- und Typographie-Ausbildung im grafischen Kollektiv Sternagel, sammelte er erst in einer Außenredaktion der Süddeutschen Zeitung journalistische Berufserfahrung, anschließend technische im Satzstudio Lothar Wolf und – in Lithographie – bei der Offset- und Siebdruckerei Jürgen Höflich. 1981 gründete er gemeinsam mit Freunden ein Grafik- und Textbüro, erweiterte dieses zwei Jahre später um Satz und Litho, 1989 um ZELIG-DRUCK und 1995 um die Interactive-Unit PEPPERMIND. KOCHAN & PARTNER ist heute mit rund 50 Individualisten an den Standorten München und Berlin als Branding- und Designagentur eine der 15 größten inhabergeführten CD/CI-Agenturen in Deutschland.
Boris Kochan kuratiert und moderiert Konferenzen und Podiumsdiskussionen, hält Vorträge in aller Welt und leitet Workshops zu Markenentwicklung, Kommunikation und Designpolitik. Als Präsident des internationalen Non-Latin-Typography-Projektes GRANSHAN verantwortet er jährliche Wettbewerbe und Konferenzen, Ausstellungen und Publikationen. Bereits 2011 initiierte er die EDCH (vormals QVED), mittlerweile Europas größte Editorial-Design-Konferenz. Nach sieben Jahren als Erster Vorsitzender der Typographischen Gesellschaft München (tgm) wurde er im April 2016 erster Präsident des neu formierten Dachverbandes der deutschen Designorganisationen Deutscher Designtag (DT). Diesen vertritt er wiederum als Sprecher der Sektion Design und seit März 2019 als Vizepräsident im Spitzenverband der bundesdeutschen Kunst- und Kultur-, Medien- und Kreativverbände, dem Deutschen Kulturrat.


65 — Paola Antonelli
Über das Lernen von Designausstellungen
Paola Antonelli ist leitende Kuratorin am Museum of Modern Art in New York in der Abteilung für Architektur und Design sowie die Gründungsdirektorin für Forschung und Entwicklung des MoMA.
Sie hat dutzende von weltweit einflussreichen Ausstellungen kuratiert, weltweit Vorträge gehalten und war Mitglied in praktisch jeder relevanten internationalen Architektur- und Designjury. Sie unterrichtete an der University of California, Los Angeles, an der Harvard Graduate School of Design und an den MFA-Programmen der School of Visual Arts in New York.
Ihre Ehrendoktorwürden des Royal College of Art und der Kingston University in London, des Art Center College of Design in Pasadena und des Pratt Institute in New York sagen eigentlich alles. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem „Design Mind“ Smithsonian Institution’s National Design Award ausgezeichnet. 2007 wurde sie vom Time Magazine zu einer der 25 prägnantesten Design-Visionäre ernannt. Im Jahr 2011 wurde sie in die Art Directors Club Hall of Fame aufgenommen und 2015 erhielt sie die AIGA-Medaille. Im Jahr 2020 wurde Paola mit der London Design Medal ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung, die einer Person verliehen wird, die sich in der Branche hervorgetan und beständige Designkompetenz bewiesen hat.


64 — Shantel
Diversität hörbar machen
Mit seinem Ansatz Kulturen zu vermischen wurde Shantel weltweit das Gesicht eines anderen Deutschlands, ist er doch der Erste, der hier der Popkultur einen kosmopolitischen Sound einimpfte. Bei ihm wurde Migration hör- und tanzbar. Musikalische Preziosen aus Südosteuropa, dem Nahen Osten oder vom Mittelmeer erscheinen in einem neuen, vielschichtigen Kontext. Damit wird auch die Kultur, aus der sie entstammen, intuitiv erfahrbar. Seine Methode ist kulturelles Mixing und Sampling. Bar Lissania und später der Bucovina Club waren raren Momente, bei denen sich unterschiedliche Szenen und Altersgruppen trafen. Die Tanzenden verband eines: Sie waren neugierig und bereit, sich unerhörten Klängen vollständig hinzugeben. Shantel war es stets wichtig, neue Ideen, Verrücktes, Unbekanntes via Musik erfahrbar zu machen: Ideen, Visionen, die aus einer Vielzahl von Quellen zusammenkamen – Paris, Thessaloniki, Tel Aviv, Istanbul. Er war als einer der deutschen Pioniere des sogenannten Freestyle-Clubbing bald weltweit gefragt, spielte an der Seite von MC Solaar, Kruder & Dorfmeister, Gilles Peterson, Massive Attack, Björk und Howie B. Shantel entschied sich, auf eine große Reise in seine eigene Familiengeschichte zu gehen, die ihn in die Bucovina, Grenzland zwischen Ukraine und Rumänien brachte. Dort fand er die Musik, die tief in seiner eigenen DNA schlummerte und begann mit ihr zu experimentieren, ging mit den Großen des Genre ins Studio, um seine Vision von einem zeitgenössischen paneuropäischen Sound zu kreieren.
Musiktitel von Shantel, die Ihr auschnittsweise in dieser Folge hört:
„Disko Partizani“ / „Haaksman“ / „Mahala Rai“ / „Inside“
Copyright by Shantel


63 — Lena Jüngst
Raus aus der Kreativblase
Das air up-Trinksystem aus BPA-freies Tritan und lebensmittelechtes Silikon verleiht Wasser Geschmack, ohne dass irgendwelche Zusätze darin landen. Geschmack wird über die Luft transportiert und das sogenannte retronasale Riechen im Mund genutzt. Lena Jüngst und Tim Jäger haben den Grundstein für das international tätige Unternehmen 2016 bei ihrem Produktdesign-Studium an der HfG in Schwäbisch Gmünd gelegt; in ihrer Bachelorarbeit „Neuroscience meets Design“. Tim Jäger bearbeitete die Idee im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der HfG Offenbach weiter, bevor der Lebensmitteltechnologie-Student Fabian Schlang dazu stieß. Fabian hatte bereits als Koch in einem Sternerestaurant viel Wissen über Aromen gesammelt. Diesem unwahrscheinlichen Trio gelang es, zusammen mit weiteren Partnern, binnen kürzester Zeit eine Firma auf die Beine zu stellen. Finanzierungen erfolgten durch das EU-Climate KIC, das Gründerstipendium EXIST, dem Investor Christian Hauth, durch Series A Finanzierung mit Oysterbay, Five Seasons Ventures, Ippen.Media und PepsiCo. Mittlerweile hat air up über 1 Million Starter-Sets verkauft hat und beschäftigt bald 200 Mitarbeiter*innen. Im Vergleich mit klassisch aromatisierten Getränken wurden unterdessen 85 Millionen PET-Flaschen und 2.465 Tonnen Zucker eingespart. Unser Gespräch dreht sich darum, wieso dieser unerwartbare Sensationserfolg gerade Designer*innen mit ihren typischen Designmethoden gelingen konnte.


62 — Karin Schmidt-Friderichs
Die Bücher-Macherin
Vom 20. bis 24. Oktober hatte die Frankfurter Buchmesse endlich wieder ihre Tore geöffnet. Nach zwei digitalen Jahren konnten die Besucher*innen endlich wieder Bücher hautnah erfahren. Mitten drin war auch der DDC! Gemeinsam mit der Geschäftsstelle Kreativwirtschaft Hessen und im Rahmen des Festivals »Arts+«, waren wir am Samstag, dem 23.10. vor Ort.
Zu Gast beim DDCAST hatten wir Karin Schmidt-Friderichs. Gemeinsam leiten Karin und Bertram Schmidt-Friderichs den führenden Grafik-Verlag im deutschsprachigen Raum. Sie sind „Bestandteil der Szene, mit und für die sie Bücher machen, sie kennen die Themen und verstehen den Verlag als eine Art Heimat für Designer*innen mit Qualitätsanspruch.“
Karin Schmidt-Friderichs war bis 2016 Vorstandsvorsitzende der Stiftung Buchkunst und ist seit März 2018 Mitglied der Deutschen Literaturkonferenz sowie im Sprecherrat des Deutschen Kulturrates. 2019 wurde sie zur Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gewählt.
Diese Ausgabe gab es live auf der Buchmesse in Frankfurt und auf dem Instagram-Kanal des DDC!


61 — Friedrich von Borries
So geht WAS IST GUT
In dieser Folge präsentieren wir euch einen weiteren Live-Mitschnitt von unserem WAS IST GUT Symposium vom 17.9.21 mit Beiträgen der DDC Vorstände Bettina Knoth und Rolf Mehnert über das Konzept des Wettbewerbs und einem Statement von Prof. Friedrich von Borries. Wie verändert das, was wir gestalten, die Welt? „Design ist immer politisch, es kann Perspektiven erweitern und Möglichkeitsräume eröffnen, Design kann aber auch unterwerfen, einschränken, beengen. Gutes Design befreit“, sagt der Architekt und Professor für Designtheorie an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Er hat die Schirm—schaft für den Design-Wettbewerb WAS IST GUT des Deutschen Designer Clubs (DDC) übernommen und bringt die Intention des Wettbewerbs auf den Punkt.
Partner des Projekts: Die Stadt Frankfurt am Main und die Wirtschaftsförderung Frankfurt. Das WAS IST GUT Symposium und die Gala werden gefördert vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Unser Mediapartner ist das unabhängige Designmagazin form.


60 — Constantin Kaloff
Über Werbung und Enteitelung
Constantin Kaloff ist einer der prominentesten Werber Deutschlands, ausgezeichnet mit zahlreichen begehrten Awards beim ADC, Clio, One Show, D&AD, New York Festivals und den Cannes Lions. Er hat ikonische Kampagnen wie die Lenkrad-Kampagne der Bahn oder „Geiz ist geil“ für Saturn kreiert. Ihm ist gelungen was viele seiner Kolleg*innen vergeblich anstreben: einige seiner Schöpfungen sind Teil der Popkultur geworden. Ob man sie mag oder nicht. Ob man Werbung schätzt oder ob man sie als kapitalistische Propaganda verachtet. Wir erinnern uns an seine Kreationen. Er steht für das, was Werbung im positiven Sinne kann: Bilder, Memes und Ideen schaffen, die durchschlagende, lang anhaltende Wirkung haben.
Seine Karriere umfasst die Adressen der 1. Agentur-Liga. Er war Creative Director sowohl bei Scholz & Friends als auch bei Springer & Jacoby, bei Jung von Matt ebenso wie bei Philipp und Keuntje oder Aimaq von Lobenstein. Er hatte Funktionen als Geschäftsführer bei Lowe Deutschland GmbH Hamburg oder Global Chief Creative Officer und Creative Director bei FCB.
Bereits vor 15 Jahren dachte er darüber nach, wie man, jenseits des Agenturmodells, ein stabiles, vertrauensbasiertes Freelancer-Network aufbauen könnte. Ein Netzwerk, das näher am Kunden ist und zugleich eine befriedigende Zusammenarbeit für die Kreativen ermöglicht. Vor 5 Jahren hat er diese Idee schließlich in die Tat umgesetzt. Die Beschäftigung mit seinem Projekt namens Open ist – heute, da wir um die Neuaufstellung der Kreativindustrie nach Covid-19 ringen – von Bedeutung. Und zwar für alle Agenturmodelle, ob in der Werbung, dem Design oder der Medienproduktion. Es geht um andere Arbeits- und Organisationsformen, um Vertrauen, um faire Vergütung.


59 — Anne Farken
Eyes on the Future – Feet on the Ground
Anne Farken arbeitet als Sustainability Consultant bei Designworks, dem Innovationsstudio der BMW Group. Seit 2009 ist sie dort für den Aufbau der Nachhaltigkeitskompetenz verantwortlich. In dieser Position fungiert sie als Schnittstelle zwischen Design und Nachhaltigkeit und erweitert das kreative Leistungsportfolio des Designstudios um ganzheitliche, integrierte, intelligente Designlösungen. Während sie die Themen in der Tiefe durchdringt, ist es ihr immer ein Anliegen, Wissen zugänglich zu machen – Sie sieht sich als pragmatische Visionärin.
Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit gehören die systemische Integration von Nachhaltigkeit in den kreativen Prozess sowie die Beratung in Projekten für den Mutterkonzern BMW Group; aber auch internationale Kunden aus einem breiten Branchenspektrum. Anne ist eng mit der akademischen Welt vernetzt und konzentriert sich auf den Aufbau zukunftsorientierter, strategischer Partnerschaften im Bereich der Nachhaltigkeit.
Seit 2011 ist sie Mitglied der Beratungskommission für den „Bundespreis Ecodesign“, dem ersten Designpreis für nachhaltige Produktentwicklung der Bundesregierung. Designworks – a BMW Group Company – ist sowohl das Innovationsstudio der BMW Group als auch eine globale Kreativberatung in den Studios in Los Angeles, München und Shanghai.


58 — Nils Holger Moormann
WAS IST GUT – und was nicht
Bob Dylan sang auf seiner Platte „Self Portrait“ (1970): „I forgot more about love than you will ever know.“
Bezogen auf Nils Holger Moormann könnte man diese Zeile so paraphrasieren: „I forgot more about design than you will ever know.“ Nils Holger Moormann findet man sogar auf der Wikipedia Seite. Daher müssen wir hier keine weiteren Fakten auflisten. Nils wusste, weiß und wird wissen, was es mit Design auf sich hat, obwohl er Jura und nicht Design studiert hat. Umso aufregender ist es für den Deutschen Designer Club, dass Nils 1. ein Mitglied des DDC ist und dass er 2. sich als Experte, Redner und Debattierer für unser – das kann man wohl ohne jede Einschränkung sagen – gelungenes Experiment eines neuen Gestaltungswettbewerbs namens WAS IST GUT mit Herzblut zur Verfügung gestellt hat und zwar vom ersten bis zum letzten Moment. Genauer gesagt, von seiner müden Ankunft aus Mailand am Morgen des 16.9. bis zur aufgekratzten Nacht auf den 18.9.
In dieser Folge präsentieren wir euch einen Live-Mitschnitt von unserem Symposium am 17.9.21 mit dem Statement von Nils Holger Moormann über den bemerkenswerten Workshop Prozess in der Kategorie Produkt, Ansichten über Kreativ Wettbewerbe und warum es wichtig ist als Designer manchmal über die Strenge zu schlagen.


57 — Markus Weisbeck
Forschung mit Design, nicht über Design
Markus Weisbeck ist Gestalter und Professor für Grafikdesign an der Bauhaus-Universität in Weimar sowie seit 2017 am Paju Typography Institute in Korea. In seiner über 30-jährigen gestalterischen Praxis gelang es ihm mit seiner charakteristischen Coolness, die Grenzen zwischen kommerziellem Grafikdesign, Bildender und Darstellender Kunst sowie Pop Culture-Interventionen konstant zu kreuzen. Er hat im Bereich der Plakatkunst mit Cutting Edge Lösungen für fotografische Aufnahmen oder mit raffinierten Collagen und hochkulturelle Querverweisen gearbeitet. In der Diskussion um Forschung mit den Mitteln des Design nimmt er mit seinem 2013 gegründeten Space for Visual Research als Werkstatt und Labor für experimentelle Forschung zu neuen grafischen und abstrakten Bildwelten eine herausragende Stellung ein. Besonders mit Workshops in China, Taiwan, Korea, Japan, Bolivien, Ecuador und Iran sucht er Anknüpfungspunkte an lokale gestalterische Traditionen und Trends. Er ist Mitglied der „Alliance Graphique Internationale“. Seine Arbeiten im Bereich der bildenden Kunst werden von der Kai Middendorff Galerie vertreten. Zu den Projekten des Studio Markus Weisbeck gehören Arbeiten für das MMK Frankfurt, Luma Arles, The Forsythe Company, Zumtobel, Städelschule Architecture Class, Fogo Island Art, Bundesfinanzministerium, ARTE, Deutsche Bank, documenta12, Venedig Biennale (Deutscher Pavillon), Manifesta7, Rat für Formgebung, Sternberg Press und das Deutsche Historische Museum.


56 — Tatjana Gorbachewskaja
Über eine arktische Großstadt
Tatjana Gorbachewskaja ist als selbständige Architektin und Dozentin in den Bereichen Konzeptentwicklung und Gestaltung von öffentlichen und privaten Räumen aktiv: Museen, Ausstellungen, Gastronomie, Bürobauten, Ein- und Mehrfamilienhäuser gehören zu ihrem Tätigkeitsspektrum. Tatjana ist in Nickel (russisch-arktische Region) aufgewachsen, hat ihr Architektur-Diplom an der Universität von St. Petersburg, Russland abgelegt und den Master in Advanced Architectural Design bei Ben van Berkel an der Städelschule in Frankfurt erworben.
Als Gründerin des Architektur- und Designbüro METAARCHITECTURE ist sie an zahlreichen komplexen, internationalen Projekten beteiligt. Tatjana ist an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und für die Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf in Lehre und Forschung tätig. Schwerpunktmäßig vermittelt sie essenzielle integrative Methoden von Gestaltungstechniken, bei denen Material, Form, Struktur und Raum als ein zusammenhängender Prozess betrachtet werden. Tatjana hat mehrere Stipendien und Preise erhalten: die Nationale Organisation der Bildungsförderung für Architekten, Russland; Goethe-Institut, Russland; Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD, Deutschland; Zentrum für zeitgenössische Kunst und Nachhaltigkeit CACIS, Spanien und Kreativzentrum Arteles, Finnland; Dark-Ecology-Festival, Norwegen; Sonic Acts, Niederlande.


55 — DAS IST GUT PART I
Nach über 54 Folgen ist der DDCAST zu einem Kompendium der Design-Transformation mit über 10.000 Abonnent*innen auf den Podcast-Plattformen angewachsen – was wir uns zu Beginn nicht hätten vorstellen können. 54 mal ca. 30 Minuten Gespräche, weit über 300 relevante Links, Kurzbiografien, auch von teils zuvor nie in Medien aufgetretenen jungen Designer*innen, Macher*innen. Stimmen von höchst einflussreichen, berühmten, Maßstäbe setzenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft.
DDCAST 55 beschäftigt sich mit ausgewählten Antworten auf unsere Abschlussfrage: „Was ist gut?“. Dieser DDCAST ist weniger ein Rückblick als ein Anstoß, mutig nach vorne zu gehen. Freut euch auf Positionen von Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW; Dr. Frauke Fischer, Biologin und Unternehmerin; Prof. Dr. Dr. Mosbrugger, ehem. Generaldirektor des Forschungsinstituts und des Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main; Liz von Wagenhoff vom Start-up Einhorn; Raphael Gielgen, Vitra Trendscout Future of Work; DDC Mitglied und Produktdesigner Olaf Barski; Präsident der European Packaging Association und DDC Mitglied Uwe Melichar; Material Designerin Emelie Burfeind; Journalistin und DCC Mitglied Barbara Friedrich; DDC Mitglied Simone Leitenberger; Designforscherin und Journalistin Malene Saalmann; DDC Mitglied Professorin Annette Bertsch; Designstar Stephen Burks aus New York; Landschaftsarchitekt Claus Herrmann; Direktorin des Museums für Angewandte Kunst Wien, Lilli Hollein; Humanitarian Designer Thomas Jäger; Frauke Burgdorff, Stadtbaurätin von Aachen; Dr. Keneilwe Munyai, Design Thinking Aktivistin aus Cape Town; Museumskurator und -kritiker Bartomeu Mari Ribas; Philosoph Prof. Dr. Daniel Martin Feige; Umweltaktivist und ARD-Wettermann Thomas Ranft; Stephanie Hobmeier, Designbildungskritikerin; Prof. Dr. Friedrich von Borries, Designtheoretiker; Jürgen Engel, weltweit aktiver Architekt und DDC Mitglied; Lea Schücking und Leya Bilgic Jungunternehmerinnen von Shards; Gastroarchäologe Arpad Dobriban; Gartenarchitektin Lioba Lissner. Und abschließend hört ihr den in NY lebenden österreichischen Design-Superstar Stefan Sagmeister und die Diversitätsbeauftragte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Dr. Sandra Hartig.


54 — Thomas Immich
Planet Centered Design versus Impact Driven Design
Thomas Immich ist Inhaber und Geschäftsführer der Centigrade GmbH, einem der führenden UX & Gamification IT-Unternehmen in Deutschland. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit mensch-zentrierten Methoden und agilen Software-Prozessen und entwickelt mit seinem Team in diversen Branchen intrinsisch-motivierende Digitalprodukte. Für ihn ist die Diskussion über Ethik im Design kein nice-to-have, sondern steht im Kern seiner Arbeit. Thomas Immich hat sein Medieninformatik-Studium mit einer preisgekrönten Diplomarbeit abgeschlossen, währenddessen und danach hat er einige Jahre als Computerspiel-Entwickler und UX Designer gearbeitet, vor 16 Jahren Centigrade gegründet und seither mit namhaften Industriegrößen zahlreiche Design Awards gewonnen. In der Corona-Krise hat Centigrade die Arbeit ins Freie verlegt, dafür besondere Schreibtische und Klappzelte zum Sonnen- und Regenschutz entwickelt. Auch damit zeigt Thomas, dass es für ihn in der Praxis keine Trennung zwischen digitalem und analogem Design gibt.


53 — Jifei Ou
CHN > HFG > MIT > CEO
Jifei Ou (欧冀飞) ist ein Erfinder, Forscher und Unternehmer, der in der Volksrepublik China geboren, heute in Boston ein Unternehmen leitet. Seine Arbeit dreht sich um die Entwicklung und Herstellung mechanischer Metamaterialien in verschiedenen Größenordnungen (von μm bis m). So sehr seine Arbeit von der Digitaltechnik geprägt ist, so sehr lässt er sich aber auch von der natürlichen Welt inspirieren. Er hat Projekte geleitet, in denen Biomimikry und biologisch gewonnene Materialien untersucht wurden, um formverändernde Verpackungen, Kleidungsstücke und Möbel zu entwerfen. Bevor er seinen PhD am MIT ablegte, war er bei Autodesk in San Francisco im 3D-Druck Research & Development tätig und absolvierte im Rahmen des Studiums an der HfG Offenbach ein Praktikum bei ART+COM in Berlin.
Jifei ist im Südwesten Chinas geboren und aufgewachsen. Seine Designpraxis und wissenschaftliche Forschung sind eng mit Asien, Europa und in die USA verwoben. Seine Arbeiten wurden auf akademischen Konferenzen wie UIST (2013, 2016 & 2017), TEI (2014 & 2016) und CHI (2015 & 2016) veröffentlicht; ausgezeichnet bei Designwettbewerben wie FastCo’s Innovation By Design Award (2017, 2018), A’Design Award (2016, 2017), IXDA award (2016), etc. Ihm wurden 10 US-Patente für seine Forschungserfindungen erteilt. Er engagiert sich auch stark in der Fertigungsgemeinschaft in Shenzhen, China, um die Massenskalierung seiner Arbeiten zu erleichtern.
Jifei hat einen MS und PhD vom MIT Media Lab und ein Diplom in Industriedesign von der Hochschule für Gestaltung Offenbach in Deutschland.


52 — Friederike Köhler-Geib
Design – Brücke für eine innovative Wirtschaft
Dr. Fritzi Köhler-Geib ist Chefvolkswirtin und Direktorin Volkswirtschaft der KfW Bankengruppe in Frankfurt am Main. Sie hat über 17 Jahre Erfahrung bei der Weltbank, dem internationalen Währungsfonds und im Finanzsektor, davon zuletzt seit 2017 als Chefvolkswirtin für Zentralamerika bei der Weltbank. Regionale Schwerpunkte ihrer wirtschaftspolitischen Beratungstätigkeit und volkswirtschaftlichen Forschung liegen in Deutschland, Europa, Lateinamerika, Asien und Afrika.
Nach der Promotion in Volkswirtschaftslehre an der Ludwig Maximilian Universität München und der Pompeu Fabra University, Spanien, wurde ihr das Lizentiat der Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen erteilt. Daran schloss sich der CEMS Master in International Management: HEC Paris / University of Michigan / Universität St. Gallen an. Bevor sie in 2019 zur Chefvolkswirtin Direktorin Volkswirtschaft KfW Bankengruppe in Frankfurt am Main ernannt wurde, war sie Chefvolkswirtin Zentralamerika bei der Weltbank, Washington D.C., USA, Senior Economist Macro Fiscal Management Global Practice Lateinamerika bei der Weltbank und Economist Poverty Reduction and Economic Management Network Economic Policy Department und Lateinamerika Weltbank, Washington D.C., USA. Sie kennt sich also mit Entwicklungsländern, Armutsbekämpfung, Makroökonomie und Prognostik bestens aus.


51 — Olivia Dahlem und Florentina Fuchs
Female Empowerment durch Mode
Olivia Dahlem ist Designerin und Unternehmerin des nachhaltigen und lokal in Frankfurt am Main produzierenden Female Business Label Coco Lores. Seit 12 Jahren kleidet sie Frauen der größten Bank Europas, sowie Aufsichtsrätinnen ein, ist im Ausschuss Nachhaltigkeit der IHK sowie Mitglied im DDC. Mit dem Quartier Frau hat sie zusammen mit Hartmut H. Hölter, Kreativ-Ökonom, den ersten Fair Fashion Room in Frankfurt geschaffen, der für Haltung, Wirkung und Female Empowerment steht, immer mit dem Ziel die Haltung der Frauen zu stärken.
Florentina Fuchs beschäftigt sich seit ihrem internationalen dualen Studium der Betriebswirtschaftslehre bei adidas mit Digital Marketing, Sustainability, Change & Transformation Management sowie Human Resources. Nach einer Station als Junior Consultant bei IBM im Bereich Change Management & Digitale Transformation startete sie ihr Masterstudium Wirtschaftspädagogik an der Goethe Universität Frankfurt. Auch Sie hat ein Frauennetzwerk gegründet: tag_femme. Aktuell arbeitet sie an einer Trendstudie mit dem Trendscout Future of Work von Vitra und ist Fashion Consultant bei Coco Lores.


50 — David Maurer-Laube
So klappt nachhaltige Mobilität
David Maurer-Laube ist Student des Industrial Design an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Zugleich ist er Unternehmer und Chef des erstaunlichen Start-ups Convercycle Bikes GmbH, einer Firma, die Lastenfahrräder mit und ohne Elektromotor herstellt. Lastenfahrräder, die man zusammenklappen kann. In der Schule hatte er die Leistungsfächer Kunst, Chemie und Deutsch, die er in seinem Unternehmen ausgezeichnet kombiniert: die technische, ästhetische, kommunikative Qualität sind verblüffend. In der Hochschule arbeitet er an Mobilitätsthemen und belegte Praktika in Architektur und technischem Zeichnen. Für den DDCAST ist er ein glänzendes Beispiel für den Mut, sich aus dem Studium heraus selbständig zu machen, mit einer ebenso technisch avancierten wie nachhaltigen Idee.