Lieber Dieter,

herzlichen Glückwunsch zu Deinem 90. Geburtstag. Von Geburt an bist Du ein Glückskind.

Geboren an einem 20. Mai wie der Begründer der westlichen Philosophie, der Philosoph Sokrates. Was für ein Anfang!

Der 20. Mai ist der Tag des starken Ausdrucks und die Vorzüge der am 20. Mai Geborenen sind, so sagt es Gary Goldschneider in seinem Geburtstags­buch: auf­regend, erneuernd, aus­drucks­stark. Das trifft alles wunder­bar auf Dich zu.

Ich bin auch ein Glücks­kind, weil ich Dich seit den 1980er Jahren kenne. Damals bin ich einer Empfehlung des Schweizer Künstlers Jean Tinguely gefolgt und habe mich selbst­ständig gemacht. Ganz spontan und schlecht vor­bereitet wurde der Design­vertrieb Teunen & Teunen ge­grün­det, ohne Eigen­kapital mit nur 3 Produkten in einer fremden Branche.

Dieter Rams. Bild: Sabine Schirdewahn

Nach drei verlustreichen Anfangs­jahren standen wir kurz vor dem Aus und mit dem letzten Dar­lehens­geld der Bank buchten wir die Nr. 18 des Sub­kultur-Magazins INSTANT von der ersten bis zur letzten Seite, also das ganze Heft. Was fehlte, war Content und unsere gemein­same Freun­din Inez Franksen hat Dich und Francois Burkhardt vom Centre Pompidou als Autoren vor­ge­schlagen. So haben wir uns 1987 in Kron­berg in Deinem Büro bei Braun kennen­ge­lernt. Du warst sehr groß­zügig und wir bekamen für INSTANT Dein Manifest „Was ist gutes Design“ und die Publi­kation wurde ein großer Erfolg und ein Wende­punkt für uns, weil ab da die kleine Firma gewinn­trächtig war.

Ein wenig stolz sind wir darauf, dass sowohl Braun als auch FSB unserem Beispiel gefolgt sind und auch ein INSTANT Heft ganz gebucht haben.

An dem Tag, an dem wir uns kennen­lernten, war meine damals 12-jährige Tochter Femke dabei und sie war schwer beein­druckt von Deiner Person, Deinem Werk und von den Geschichten, die Du über Deinen Groß­vater, der wiederum für Dich Vor­bild war, erzählt hast. Ab da hatte sie nur noch den Wunsch, Möbel­designerin und Innen­archi­tek­tin zu werden. Ohne die Begegnung mit Dir, dem an­schließen­den Studium und diverse Praktika bei Michele de Lucchi in Mailand, bei Konstan­tin Grcic in München und bei Knoll Inter­natio­nal in New York wäre ihr Leben ganz anders verlaufen.

So wie Du Femke inspiriert hast, so hast Du Heer­scharen von jungen Menschen inspiriert. Damit hast Du auf wunder­bare Weise Gesell­schaft gestaltet und dafür danke ich Dir an Deinem Wiegen­fest von ganzem Herzen.

In größeren Ab­ständen sind wir uns dann immer wieder begeg­net, in Barcelona bei den Burgers, bei der Ver­leihung des Lucky Strike Awards an Rolf Fehlbaum, bei der Eröff­nung Deiner Aus­stellung im Museum für ange­wandte Kunst in Frankfurt. Dort sagtest Du mir, ich würde Dir immer ähn­licher sehen. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich genauso gut aussehe wie Du.

Zu Deinem heutigen Geburts­tag schenke ich Dir ein Sokrates-Zitat:

„Genüg­samkeit ist natür­licher Reich­tum, Luxus, künstliche Armut.“

Ich wünsche Dir ein genüg­sames neues Lebens­jahr und danach viele weitere.

Happy Birthday!

Dein
Jan T



Prof. Jan Teunen

Jan Teunen (*1950) ist Cultural Capital Producer. Als Ge­schäfts­führer der Teunen Konzepte GmbH unterstützt er seine Kunden darin, ihr kultur­elles Kapital und ihre Wirt­schafts­kraft zu mehren. Er be­gleitet sie bei der Ent­falt­ung nach­haltiger Unter­nehmens­kulturen und trägt dazu bei, dass sie mit sich und der Welt im Ein­klang sind. Er ent­wickelt indi­vidu­elle und kreative Kon­zepte für eine wirkungs­volle Kommuni­kation und be­gleitet ihre Reali­sierung in Zusammen­arbeit mit erst­klassigen Partnern. Zu seinen Kunden gehören: x+bricks, dm-Drogerie­markt, combine Consulting, Lufthansa, RhönSprudel, Ratisbona und Villeroy & Boch. Er ist Kuratoriums­mit­glied der Stiftung Beethoven-Haus in Bonn und der Burg Giebichenstein/Kunst­hoch­schule Halle und hat dort eine Professur für Design­marketing inne. Er ist Patronats­mitglied des Staats­theaters Wies­baden und Fellow und Mentor der Akademie für Potenzial­ent­faltung und Creative Member des Club of Budapest, Ehren­mit­glied des WeQ Institutes in Berlin und Mit­glied der Akademie_3. Außer­dem gehört er zum Auf­sichts­rat der Design­agentur Fuenfwerken Wiesbaden/Berlin. Jan Teunen ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkel­kinder und lebt und arbeitet seit 1977 auf Schloss Johannisberg im Rheingau.

www.teunen-konzepte.de