In Karantina, Beirut, Libanon 2020. Bild © Thomas Jäger

DESIGN DISKURS

Benötigen wir überhaupt das Wort „Humanitarian Design“ oder ist das nur wieder eines der Designer-Buzzwords?

Veröffentlicht am 04.08.2022

„Ich weise darauf hin, dass das erste Produkt mensch­licher Kreativi­tät der Gedanke ist. [...] Ich sage aus diesem Grunde: Denken ist bereits Plastik.“ 1

Joseph Beuys zeigt auf, dass die Realität den Gedanken und ihren Kon­strukten entspringt. Ein in Wörtern und Sätzen formulierter Gedanke ist bereits nahezu Teil der Realität. Gestalter­*innen be­ein­flussen unsere zukünft­ige Welt nach ihren Visio­nen. Diese Visio­nen ent­springen der gegen­wärt­igen Reali­tät und ‚entwerfen‘ somit Handlungs­optio­nen, die der­zeitige Trends und deren Bewusst­sein zwecks konstruk­tiven Um­gangs, kanali­sieren. Nach der Idee folgt das Wort. Auf das Wort folgt der Satz. Auf den Satz der Dis­kurs und auf den Dis­kurs der Wandel.

Die Wandel, die wir uns heute dring­lich er­sehnen, wären Reak­tionen auf Phäno­mene, die ein eher pessimis­tisches Zukunfts­bild auf­kom­men lassen. Wir befin­den uns in einer vier­teili­gen globalen Krise, deren Bestand­teile sich gegen­seitig bedin­gen, wie Reckwitz und Rosa es benen­nen. 2 Diese Krisen sind: finanz­öko­nom­isch, sozial, indi­vidu­ell und ökologisch.

In Samos, Griechenland, 2019. Bild © Thomas Jäger

All diese Krisen, welche mensch­liches Leid ver­ur­sachen, poten­zieren sich rezi­prok. Dies hat zur Folge, dass ein Sektor nun ver­mehrte Auf­merk­sam­keit genießt: Der Humanitäre. Dessen Projekte werden immer wichtiger für unsere globale Gesell­schaft und ihr Markt größer. Die Gedan­ken des Sektors ver­sprechen Heil­mittel und die auf ihnen basierenden Visio­nen, erzählen Ge­schich­ten von Leid, welches nach­haltig abge­wandt wurde. Bei kritischer Betracht­ung fällt jedoch auf, dass sowohl klassische humanitäre Not­fall­missio­nen, als auch Entwicklungs­pro­jekte, rein emer­gentische, selbst bereits warme Tropfen auf heißen Steinen sind. Oder welche humani­täre Krise haben wir in den unge­fähr 100 Jahren humani­tärer Ge­schichte vollends über­kommen? Welche Schäden wurden, besten Wissens und Ge­wissens, aufgrund von Hilfe­leistungen in schen­kender Form und nicht ganz­heitlich durch­dachter Missio­nen angerichtet?

So müssen wir wohl neue Narra­tive und Visio­nen finden, die dann ein effi­zientes Über­kommen von Krisen zu­lassen. Eine Idee, die diese generieren könnte, ist das Humanitäre Design; also ein Design, das sich explizit humanitären Pro­jekten und ihrer Komplexi­tät widmet. Somit hätten wir bereits ein be­schrei­bendes Wort für die Idee.

Dieses Wort wird sich nur mit Bedeut­ung und ihr nach­folgenden Visio­nen füllen lassen, indem wir eine Gestaltungs­theorie (Sätzen) ent­wickeln, welche Diskurs, Ver­mitt­lung und Weiter­ent­wick­lung zu­lässt und sich ohne Naivi­tät auf die Besonder­heiten solcher Projekte bezieht.

In Ioannina, Griechenland, 2019. Bild © Thomas Jäger

Zunächst erscheint mir dies als ein dring­licher Bedarf. Wir haben bereits heute genug zu tun: „2020 müssen rund 30,7 Millionen Menschen ihre Heimat auf­grund von Natur­ereig­nissen wie Dauer­regen, lang an­halten­den Dürren, Hitze­wellen und Stürmen sowohl kurz- als auch lang­fristig verlassen.“ 3 Dies wird sich kausal unab­wend­bar poten­zieren. Wir müssen den viel­zähligen Kata­strophen und Krisen mit Visio­nen vor­aus­eilen, die dann im Not­fall bereits Reali­tät sind oder schnell werden können. Dies wird eine unserer Haupt­auf­gaben im 21. Jahr­hundert werden. Wir müssen diesen Gestaltungs­diskurs eröff­nen und zukünftig ganze Genera­tionen von Ge­stalter­*innen auf den Um­gang mit lebens­be­droh­lichen Krisen und ihrer immensen Komplexi­tät, durch eine Vor­arbeit in Form einer Humani­tären Gestaltungs­theorie befähigen. Doch ist das so?

Man könnte auch die Hypo­these auf­stellen, dass sie bereits mit klassischer Gestaltungs­aus­bildung und neueren Formen wie die des Partizipativen Designs vor­be­reitet sind. Doch genau diese Frage möchte ich hier auf­zeigen und eventu­ell zu Teilen beant­worten. Wenn nicht heute diesen Diskurs führen, wann dann? Der US-amerikanische Wirt­schafts­theoretiker Whitman Rostow be­schreibt dies präg­nant, aber holistisch: „Krisen meistert man am besten, indem man ihnen zuvor­kommt.“ 

Da nun die Idee exis­tiert und ihr ein Wort gege­ben wurde, müssen Sätze folgen; Auf die Sätze der Diskurs und erst dann der Wandel folgen. Es scheint ein lang­wieriger Prozess, der ange­sichts der Ernst­haftig­keit auch nicht verein­facht werden sollte. Doch können wir uns dem Kanon des Social Design Gestaltungs­dis­kurs an­schließen, um so etwas Zeit zu sparen oder wäre dies eine solche Verein­fach­ung? Ist die ange­sprochene Idee des Humani­tären Designs bereits doch in ihrer Gänze mit dem Wort Social Design beschrieben?

In Karantina, Beirut, Libanon 2020. Bild © Thomas Jäger

Warum gerade der Vergleich mit Social Design? Lassen sich hieraus Sätze ableiten?

Bereits seit geraumer Zeit etab­lieren sich Gestaltungs­theorien, die Fähig­keiten des Designs zu sozialer Trans­formation gezielt unter­suchen und große Potenz­iale auf­weisen. Diese Theorien werden durch ihre Benen­nungen wie „Social Design“, „Design Activism“, oder „Eco-Design“ greifbar und erfor­schbar. Sie ver­suchen, sich im Rahmen ihrer Hypo­thesen evaluier­bar zu machen. Etwas einen Namen zu geben, ermög­licht es zu kategorisieren, Modelle zu ent­wickeln und im Folgenden zu dynami­sieren, wie der Ökonom Fritz Schumacher erklärt: „First of all, there is language. Each word is an idea.“ 4 Jede der hier ange­sprochen­en Theorien/Ideen sind Visionen für Gestalt­ung und somit für uns als Gesellschaft.

Der Social Design-Idee unter­liegen zahl­reiche andere Kon­zepte, die die Archi­tektur dessen aus­machen, was Social Design ist. Folgt man dem Gedanken von Schumacher weiter, so setzen sich aus den Wörtern (Ideen) Bedeutungs­kon­struk­tionen zusam­men: „Next to words, there are the rules of putting them together: grammar, another bundle of ideas.“ 5 Der Domäne, oder dem Wort „Social Design“ unter­liegen somit eine Viel­zahl von Sub-Domänen; „UX design“, „inclusive design“, „participatory design“, oder z.B. „human-centered“ und „community-centered design“.

Um gestalterische Theorien zu definier­en, die zulassen, sie in ihren Ideen (Wörtern und Sätzen) zu be­greifen und weiter­führend zu dynami­sieren, müssen wir diese mit all ihrem Zugrunde­liegen­den ver­stehen, ordnen und zu einem nach­voll­zieh­baren Modell konfi­gurieren. 6 Dies wurde bereits zu Teilen für das Social Design vor­ge­nom­men: Social Design wird als Ge­stalt­ungs-Dis­ziplin maß­geb­lich darin defi­niert, dass Ge­stalter­*innen versuchen, in Ko­operation mit Indi­viduen, der zivilen Gesell­schaft, staat­lichen Insti­tuti­onen und dem privaten Markt, Lösungen für soziale und öko­log­ische Prob­leme zu finden. 7 Durch diese Defi­nition be­gründet, finden wir heute zahl­reiche Pro­jekte für den humani­tären Markt in Social Design Liter­atur. Doch ist der Social Design Markt derselbe Markt wie der humanitärer Projekte?

In Karantina, Beirut, Libanon 2020. Bild © Thomas Jäger

Ein erster Unterschied zum Social Design: der Markt

„Aus wirt­schafts­wissen­schaft­licher Sicht ist der Markt der Ort, an dem Ange­bot und Nach­frage bezüg­lich bestimmter Güter auf­ein­ander­treffen und der Preis für diese Güter er­mittelt wird.“ 8 definiert die Bundes­zentrale für politische Bildung. Der Social Design-Markt besteht, basierend auf der bereits genan­nten Definition, aus einem heterogenen Konglomerat von Akteuren. Staatliche Institutionen sind Teil des humanitären Marktes. Jedoch auch nur ein Teil. Nicht staatliche Humanitäre-, und auch Entwicklungsarbeits-Organi­sationen, sind hier nicht ex­plizit ge­nannt. Man müsste sie in die schwam­mig betitelte Gruppe der „zivilen Gesellschaft“ ein­ordnen, obwohl hier offen­sicht­liche Unter­schiede vor­liegen.

Die Anbieter­*innen auf dem humanit­ären Markt be­schränken sich bereits seit geraumer Zeit nicht mehr auf wenige große, homogene Insti­tut­ionen. Hilfe­leist­ungen werden heute von inter-staat­lichen Organi­sat­ionen, Nicht­regierungs­organi­sati­onen, Organi­sati­onen des Privat­sektors und militär­ische Kontin­genten – hierbei würde ich noch staat­liche Organi­sationen an­fügen, An­merk­ung des Autors – ange­boten, die alle unter­schied­liche Agenden besitzen 9, erklärt der UNHCR Kenia-Repräsen­tant Martin Gott­wald in seiner Ana­lyse der internen Struk­turen der UNHCR. Diese werden von privaten Unter­nehmen, durch „out­sourcing“ unter­stützt, ihre Missionen zu ver­folgen. Die Ab­nehmer (im Jargon „beneficiaries“ genannt) verfügen oft über lediglich limitierte finan­zielle Mittel. NGOs, INGOs und COs über­nehmen die Konsum­vor­mund­schaft für diese, beschaffen Hilfs­mittel zu ihren Konditi­onen und stellen diese sowie Services ver­günstigt oder kosten­frei zur Ver­fügung. Bereits unter der isolierten Betracht­ung des Verhält­nisses erscheint klar, dass dieser Markt eine nischen­artige Dyn­amik besitzt, die sich stark von gängigen Ver­hält­nissen rein privater und teils auch staat­licher Märkte unter­scheidet. Trotz des nischen­artigen Charakters und stark limitierten Förderung, gerade im pan­dem­ischen Jahr 2021, generier­ten Humani­täre rund 19 Mrd. US-Dollar Um­satz durch rein staatliche Förder­ungen 10; eine Summe, die dem BIP des Libanons gleich­kommt. Das ist zwar eine eher geringes BIP, jedoch müssten hierzu noch private Förderungen addiert werden: „In 2019, international humanitarian assistance from private donors increased by 9 percent, from US $ 6.2 billion in 2018 to a record US $ 6.8 billion in 2019.“ 11

Die Spender­*innen der 25 Milliarden US-Dollar haben zu­dem oft größten direkten und indir­ekten Ein­fluss auf die Pro­jekte und Organi­sat­ionen. Somit hat der humanitäre Markt sicher­lich quali­tativ, aber auch quanti­tativ das An­recht auf einen eigenen Status. Doch wie stark wirkt sich dies auf die dortige Gestaltung aus?

Humanitäres versus Social Design?

Einen Hinweis auf die gesonderte Stellung des Designs für humani­täre Kon­texte ergibt sich aus der expliziten Definition der Design-Forscherin und Profes­sorin Britta Fladvad Nielsen: „Humanitarian design is a term that can be used to describe the process of designing products, services, or systems for populations affected by natural and/ or human-made disasters. For example, a cooking stove designed for a refugee camp is a product that needs to take into account not only cultural appropriateness and the needs of the refugee, but also the services attached to the product, such as fuel production in the area.“ 12 Faldvad Nielsen gibt hier nicht nur einen Ausblick auf Gestaltungs­schwer­punkte. Sie macht das Humani­täre Design an der Design Challenge „Katastrophe“ fest und stellt es somit als eigen­ständig heraus.

Doch ist Design auf diesem Markt und als Antwort für diese Challenges wirk­lich so diver­gent von der Gestaltungs­dis­ziplin des Social Design?

Lösungen, die für und mit Humani­tären ent­wickelt werden, ver­folgen nur augen­schein­lich ähn­liche Ziele, wie die des Social Designs. Dies ist be­grün­det in dem Kon­sens der Defi­ni­tionen humani­tärer Pro­jekte. Deren Be­müh­ungen sind solche, die un­mittel­bar in einer Krise, ihr nach­ge­stellt oder sogar präven­tiv, Menschen­leben retten und mensch­liches Leid mindern. 13 Fladvad-Nielsen spricht in ihrer Defini­tion sogar klar menschen­ge­machte und Natur­kata­strophen aus, was maß­geb­lich der gän­gigen Defini­tion von humani­tärer Arbeit und ihrer Ab­gren­zung zu Ent­wicklungs­ar­beit dient. 14 (Hier ver­schwimmen die Grenzen, siehe Fuß­note. Daher verstehe ich beides hier als humanitär.)

In Samos, Griechenland, 2019. Bild © Thomas Jäger

Festzuhalten gilt, dass man hier eher von lebens­be­droh­licher Not oder voll­kom­men würde­losen Lebens­be­dingungen spricht, wobei sich ein Social Design-Projekt auch auf höchst rele­vante, aber nicht im Bereich des Bedroh­lichen ver­ort­bare Inter­ventio­nen wie gemein­sames Kochen von mittel­ständischen Familien auf einem lokalen Bio­markt beziehen kann.

Aus der Brisanz humani­tärer Pro­jekte wird klar, dass man diesen dramat­ischen und höchst kom­plexen Momen­ten nur mit „frameworks“ der Pro­zesse ge­recht werden kann. In Not­fällen (aber auch in Ent­wick­lungs­pro­jekten) liegen sehr spezifische, global standardi­sierte Ab­läufe der Missio­nen vor, die Design­pro­zesse maß­geb­lich be­ein­flussen können, was eine pauschale Kate­gori­sier­ung von Humani­tarian Design als Social Design wieder­um er­schwert. Doch sind nicht gerade diese Prozesse und Strukturen Teil des humani­tären Dilem­mas fehlender Effizienz?

Seit ungefähr 2010 verändert sich der humani­täre Sektor stark und gleicht sich poten­ziell Struk­turen des Social Design Marktes an: Man kann das die „Die Humani­täre Inno­vation“ nennen. Diese Inno­vation ist, wie die humanit­ären Forscher Bloom und Betts auf­führen, ein Begriff sich weder rein auf die Umge­staltung von Systemen, noch auf Pro­dukte bezieht. Viel­mehr beschreibt dieser Inno­vations­begriff ein Konglo­merat aus Technologien, Arbeits­pro­zessen, neuen Partner­schaften und neuen Ideen, wie mit Krisen um­gegangen werden sollte. 15 Teil dieser Verwand­lung des bisher zwar mit dem privaten Markt ver­woben, doch in seiner Anbieter-Abnehmer-Struktur voll­kommen anders­artigen humani­tären Marktes, ist somit haupt­säch­lich die An­näher­ung an den Privaten. Eine Nähe, die das Social Design bereits aus Claudia Banz‘ Definition her­vor­gehend, besitzt.

Ein in akademischen und „field-worker“ Kreisen bereits ver­handel­tes Prinzip dieser Inno­vation soll das Um­stellen eines „top-down“ An­satzes zu einem „bottom-up“ Ansatz sein. 16 Wenn nun humani­täre Inno­vation sich mit der Öffnung des humanitären Marktes befasst, so ist die Konse­quenz aus diesem An­satz, die betroffene Bevölker­ung zu be­fähigen, mündig und selbst­bestimmt Teil des humani­tären Marktes zu werden und darauf­folgend, Teil der freien Markt­wirt­schaft, be­schreibt der Ökonom Robin Murray: „For social innovation the role of the customer changes from a passive to an active player: to a producer in their own right“ 17 Gleicher­maßen bezieht sich Social Design auf Prozesse der Partizi­pation, die im „human-centered-design“ und „community-centered-design“ veran­kert sind. Doch reicht dies aus, um Design für den humani­tären Markt, trotz seiner einzig­artigen Archi­tektur, als Social Design aus­zu­weisen, oder sind die Prozess- und Markt­beding­ungen zu divergent?

In Samos, Griechenland, 2019. Bild © Thomas Jäger

Humanitäre Arbeit, die das Leid in Katas­trophen mildert, auch wenn schluss­end­lich inno­viert, ist ein Sektor, welcher große Unter­schiede zu dem her­kömm­lichen Arbeits­um­feld von Gestalter­*innen auf­weist: Die Ausein­ander­setzung mit existen­zieller Not, Margen, Nutzen Evaluierung, humanitärer Ethik, Ko­operati­onen mit humani­tären Organi­sationen, Jargon, Arbeits­prin­zipien, ander­sartige „supply-chains“ und eine ständige Bereit­schaft, die dann enorm schnell in die Implemen­tierungen der Lösungen über­führt werden muss, sind nur Aus­züge der Anders­artig­keit, die dann noch von den spezifischen Ab­nehmer und Finanzierungs­modellen über­schattet werden. Doch wie viel humanitär sollten wir in diesem Sektor be­stehen bleiben? Eventu­ell war ja nun mal nicht alles schlecht? 14


Ein Aufruf zum Diskurs; Lasst uns die Sätze diskutieren und so neue Visionen erkennen.

Design ist oft naiv, gerade in den formu­lierten Ideen, den ersten Worten und ersten Sätzen. Dies ist für mich ganz klar eine Stärke von gestalter­ischen Inter­ventio­nen und ist gerade das Element, welches diver­gentes Denken und Eröffnung der Möglich­keits­räume zu­lässt. Doch professio­nelle Gestalt­ung sollte sich auch selbst­kritisch hinter­fragen. Sie sollte realitäts­nah beant­worten können, wie durch sie größt­mög­licher Mehr­wert werden kann. Hierbei sollten wir die kontext­uellen und sektoralen Para­meter nicht außen vor­lassen. Es könnte sich zeigen, dass formu­lierte Idee viel­leicht doch zu naiv ist. Was faktisch naiv war, wird oft erst im Nach­gang klar: Wird es der Versuch einen fundierten Dis­kurs zu eröffnen sein oder der Versuch ihn mit Argu­men­ten aus Elfen­bein­türmen abzu­tun? Blickt man in die Kunst­hochschulen Deutsch­lands und ein­mal über den globalen Teller­rand hinaus, so denke ich eher zweites. Was meinst du?

Quellenverzeichnis

1   https://beuys-der-film.piffl-medien.de/regienotizen.php, Abruf 31. Juli. 2022, 16:05 Uhr
2   Rosa, Hartmut; Reckwitz, Andreas: Spätmoderne in der Krise: Was leistet die Gesellschaftstheorie?, Frankfurt a.M., 2021
3   https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel; Abruf: 31. Juli 2022, 12:09 Uhr
4   Schumacher, Fritz; small is beautiful, S. 63
5   Ebd.
6   Aicher Otl; Die Welt als Entwurf, Berlin, S.194: „der zugang zur wirklichkeit, zur welt eröffnet sich durch ein modell, eine konstruktion von aussagen, begriffen und begriffsoperationen. Und auch der sprung in die zukunft, in die neue, mögliche welt, [...] bedarf der arbeit am modell.“
7   Banz, Claudia; Social Design, Gestalten für die Transformation der Gesellschaft, Bielefeld, 2016
8   https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft, Abruf 20. Juli 2022, 12:45 Uhr
9   Gottwald, Martin; Competing in the humanitarian marketplace: UNHCR's organizational culture and decision-making processes, research Paper 190, Genf, 2010:
„[...] the humanitarian aid environment has turned into an increasingly complex and competitive marketplace. A significant number of humanitarian actors with different mandates and interests – including intergovernmental organizations, non-governmental organizations, private-sector organizations and military contingents – are engaged in humanitarian operations to protect and assist internally displaced persons in situations of civil conflict and natural disaster. They compete for limited and unpredictable funds from donor countries that pressure them for enhanced cost efficiency and greater collaboration. In response, UN agencies have started restructuring by decentralizing functions and responsibilities to field operations, and outsourcing tasks to external service providers.“
10   https://fts.unocha.org/appeals/overview/202; Abruf: 31. Juli 2022, 10:05
11   https://devinit.org/resources/global-humanitarian-assistance-report-2021; Abruf: 30. Juli 2022, 09:32
12   Fladvad-Nielsen, Brita; Humanitarianism: Keywords, Humanitarian Design, Leiden, S. 96
13   Moyo Stumptner, Theresa: Politik der humanitären Hilfe. Bestimmungsfaktoren für die Auswahl humanitärer Einsätze, Konstanz, 2016, S. 7
14   Derzeit wird ein Modell in humanitären Kreisen diskutiert, welches diese strikte Trennung von Entwicklungsprojekten (EP) und Notfallmissionen (NM) aufhebt. Das Kontinuum Modell versucht Krisen in ihrer Gesamtheit zu erfassen und hierauf adäquat zu reagieren. Die Phasen von Krisen sind nicht voneinander losgelöst zu betrachten, sondern bedingen sich gegenseitig. Daher verfolgt dieses Modell den Ansatz, Lösungen zu generieren, die phasenübergreifend Kredibilität besitzen und somit EP und NM vereinen.
15   Betts, Alexander; Bloom Louise: Humanitarian Innovation: The State of the Art, OCCASIONAL POLICY PAPER, New York, 2014
16   Bloom, Louise; Alexander Betts: The two worlds of humanitarian innovation, Oxford, 2013, S. 4: „[bottom-up], it is not the only way to approach humanitarian Innovation. Alternatively, this paper argues, there is a different and complementary approach to humanitarian innovation that can be grounded in community participation, engaging the skills, talents and aspirations of so called beneficiary populations.“
17   Murray, Robin; Mulgan, Geoff; Caullier-Grice, Julie; The open book of social innovation, London, 2010

Thomas Jäger

Thomas ist Design­stratege, speziali­siert auf Social Design in humani­tären Kontexten. Thomas initiierte das Humanitarian Design Lab an der HfG Offenbach. Er hat mit Organi­sationen in ver­schiedenen Krisen zusammen­ge­ar­beitet und der­zeit als Social Strategic Designer für Iconstorm.