NACHRUF
Als gebürtiger Wiener hat Lo Breier WIENER gestaltet. Er prägte als Art Director eine neue Generation von Magazinen: mit ungewöhnlich markanter Typografie, eindrucksvoller Bildsprache und – bis dahin undenkbar – unbespielten Flächen. Ein neues Genre entstand mit der parallelen Wandlung des Journalismus: Zeitgeistmagazine. Mit TEMPO fiel auch ein weiteres Magazin, das Lo Breier gestaltete und der Journalist Markus Peichl schrieb, in diese besondere Zeit inmitten der Achziger Jahre. Es war die Antwort auf The Face, i-D und Interview und erfand die (Lese-)Kultur junger Erwachsener neu. Viel zu früh ist Lo Breier jetzt im Alter von 72 Jahren gegangen.

© Antonina Gern
Lo Breier kam nach Hamburg, um mit dem Journalisten Markus Peichl an TEMPO zu arbeiten. Und er gründete Anfang der Neunziger Jahre Büro X, gemeinsam mit Hanno Tietgens. Im Kontrast zu den Werbeagenturen dieser Zeit entstand ein Büro, das nicht zuletzt aufgrund seiner Kombination aus den damals eher unvereinbaren Bereichen Design und Konzept seinesgleichen suchte. Heute würde man sagen: fast eine Art Melting Pot – ein Zusammenspiel österreichischer, deutscher und schweizer Mentalität. Manche Texter waren von Haus aus Journalisten, Art Direktoren für Kampagnen ursprünglich die von Magazinen. Darin gründete die unverwechselbare Atmosphäre, die die Entwicklung von außergewöhnlichen Projekten aus der gestalterischen Feder von Lo Breier beflügelte. Gemeinsam mit Neville Brody, der das Logo entwarf, entwickelte Lo Breier mit seinem Gestalterteam DIE WOCHE. Revolutionär, denn sie war die erste Zeitung, die vierfarbig auf Zeitungspapier gedruckt wurde. »Flying horse is much better.«
Als legendärer Gestalter war Lo Breier immer auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen, dem Neuen – und wir waren mit ihm verbunden, durch das, was uns antrieb. Angezogen von Lo Breiers zurückhaltender und doch intensiver Präsenz.
Kurz nach der Gründung des Büro X in Hamburg gründete er mit Andreas Miedaner und Florian Fossel Büro X Wien. Und pendelte fortan zwischen den doch recht unterschiedlichen Städten von Nord nach Süd. Die Projekte bewegten sich neben Editorial Design von Magazinen und Zeitungen auch im Bereich Corporate Design, wie zum Beispiel dem herausragenden Erscheinungsbild der Documenta 10 mit Plakaten und Guide, das Lo Breier ebenfalls am Herzen lag. Nennen könnte man hier viele bekannte, sichtbar gewordene Projekte. Doch Lo Breier war uneitel. Später gründete Lo Breier die P. Agentur für Markengestaltung und war Kreativpartner bei Bluetango in Wien. Er wurde Professor für Corporate Design an der Universität Duisburg-Essen und Professor für Editorial Design an der Folkwang-Hochschule in Essen.
Lo Breier war »Kreativer Kopf, Netzwerker, Mutmacher, Freund – und für viele: der Grund, warum etwas überhaupt ins Rollen kam«, sagen Andreas Miedaner und Alexander Wiederin.
gedankensplitter.
ich bin vierundzwanzig und habe seit kurzem einen schreibtisch bei büro x. es ist meine erste stelle, büro x in aufbruchstimmung. an meiner seite ein büro x werkzeugkasten aus schwarz lackiertem metall. lo ist auf dem weg von wien nach hamburg. er ruft an und fragt, ob ich fünf große boards gestalten könne. eines mit einer gezeichneten spirale, eines mit rotem samt bezogen, … es ist keine frage der zeit, denn die ist knapp. am nachmittag haben wir die präsentation beim schauspielhaus hamburg. gelernt habe ich zwei dinge:
es geht um inhalt und idee.
es geht um haltung.
nein, eigentlich drei, denn:
»Es wird sich schon ausgehen.«
Lo Breier