Umsetzung

Ich bin es leid, dass dem Tod kein Raum im Leben und in der Gestaltung eingeräumt wird. Wir sprechen nicht darüber, was Sterbeprozesse sind, wie normal Trauer ist und wie man sich auch mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen kann. Ich möchte mit „ÜBER DEN TOD“ Haltung beziehen gegen das Tabu, das den Tod umgibt, und zeigen: Gestaltung für die letzte Phase unseres Lebens ist möglich und mehr als wichtig.

Drei Objekte hinterfragen konventionelle Ansätze unserer heutigen Sterbewelten. Die Kritik an unserem Umgang mit dem Tod resultiert in der Fertigung meiner eigenen Urne, einer Decke für das Hospiz und einem Rednerpult für einen Friedwald. Folgende Fragestellungen haben mich bei dieser Arbeit begleitet: Wie wollen wir als Menschen, wie als GestalterInnen mit dem Tod und dem Sterben umgehen? Gegenwärtig und zukünftig? Wie möchte ich als Gestalterin Haltung dazu beziehen? Was hilft bei Trauer- und Sterbeprozessen - Inwiefern sind diese bereits gestaltet? Helfen oder behindern Strukturen, Gegenstände, Prozesse? Wie spiegelt sich dies in Artefakten des Todes? Gibt es Alternativen?

Um mit dem ungesunden Bezug zur eigenen Sterblichkeit als Tabuthema zu brechen, habe ich im ersten Teil meine eigene Urne gestaltet. Festgehalten habe ich diesen Prozess in einem Katalog, der zeigt, wie wichtig es ist, die letzte Phase im Leben nicht zu ignorieren und auszuklammern. Der zweite Teil der Arbeit betrifft den akuten Zeitpunkt des Sterbens. Lebens- und eben auch Sterbewelten sind durch moderne Medizin nicht nur verlängert, Sterbeprozesse können auch genauer vorausgesehen werden. Die Phase des Sterbens wird planbar und gestaltbar. In Gesprächen mit der Hospizmitarbeiterin Ute Ritzhaupt und Martina Reinalter entstand die Idee für eine Decke, die zeigt: Wärme und ein Gefühl von Schutz sind elementar für die Phase des Sterbens. Der letzte Teil der Arbeit fragt nach einem zeitgemäßen Ort für Trauer- und Abschiedsprozesse. Wie gedenken wir den Menschen, die gegangen sind? Eigentlich ist die konventionellste Antwort darauf eine Beerdigung und das Gedenken an einen geliebten Menschen an seinem Grab. Friedwälder scheinen dafür im Gegensatz zu konventionellen Friedhöfen besonderen Bedürfnisse von Angehörigen nachzukommen. Im Entwurf entsteht ein Rednerpult für Trauerreden aus Holz, der in Friedwäldern seinen Platz findet.

Einreicherin
Luisa Antonia Beyer

Kategorie
Produkt

Auszeichnung
Gewonnen